Aktueller Futterrat vom 15.09.2010

Auswuchsgetreide: Verschenken oder Veredeln?

In vielen Regionen waren die letzten Wochen die Niederschlagsreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Ein Ende der Getreideernte ist noch nicht in Sicht. Der Auswuchs nimmt deutlich zu. Nahrungsmittelqualitäten erntet kaum noch einer. Die bekannten Alternativen: Futtermittel oder Koferment für die Biogasanlage. Das Verfahren ist klar. Nach der Ernte muss sehr schnell konserviert werden. Je feuchter, desto schneller. Aufgrund hoher Energiepreise ist die Feuchtkonservierung oder Silierung Methode der Wahl. Aber welchen Wert hat Getreide mit Auswuchsschädigung? Der Markt reagiert brutal. Er bietet teilweise unter 50 Euro für eine Tonne Futterweizen mit Auswuchsschäden. Kauft man aktuell Futterweizen am Markt bezahlt man das Dreifache. Ist diese Differenz gerechtfertigt? Aufgrund des Futterwertes für Nutztier und Methanerzeuger keineswegs.  Rechnet man großzügig 40 € je Tonne für Trocknung und Transport dazu, müsste der Futterwert des Weizen bei klassischer Preiswürdigkeitsberechnung nahe dem des Strohs liegen. Der Energiegehalt ändert sich bei aktuellen Fallzahlen um die 150 aber kaum. In der Literatur findet man Abschläge von maximal 0,5 MJ umsetzbarer Energie je kg Weizen.  Beim Ankeimen wird zwar ein Teil der Getreidestärke in Zucker umgewandelt. Statt ca. 30 findet man bis zu 50 g Zucker je kg Weizen. Das Schwein stört das aber wenig. Beim Rind verweist man häufig auf die Zuckerrestriktion. Aber dies ist eher empirische Vorsicht. Bei einer Restriktion von 5 kg Getreide und 1,5 kg Zucker in der Milchkuhration, müssten im kg Weizen über 300 g Zucker sein, um grenzwertig zu werden. Neben der Stärke wird Reineiweiß beim Keimen abgebaut. Der NPN-Gehalt steigt an. Dies ist in der Schweinefütterung zu berücksichtigen. Hier sind ca. 60 % Getreide in der Ration. Beim Wiederkäuer spielt die Veränderung der geringen Mengen an Rohprotein kaum eine Rolle. Weitere Veränderungen, zum Beispiel, dass die Synthese des Vitamin B1 steigt oder durch Peroxidbildung Vitamin E zerstört wird, sollte erst bei starkem Auswuchs im Getreide eine Rolle spielen. Ein Grund für niedrige Aufkaufpreise gibt es aber doch. Nämlich dann, wenn futtermittelhygienische Restriktionen notwendig sind. Bei Verdacht sollte eine mikrobiologische Untersuchung sinnvoll sein. Zur Ermittlung des Hygienestatus von Getreide hat der VDLUFA ein Orientierungswertschema erarbeitet. Immer wieder wird auf die Fusarientoxine DON und ZEA im Zusammenhang mit Auswuchsgetreide hingewiesen. Dies sind jedoch Toxine der Feldpilze. Sie befallen überwiegend die lebende Pflanze. In den meisten Fällen sind die Getreidebestände totreif. Hier ist eher mit Lagerpilzen zu rechnen.
Dr. Olaf Steinhöfel, LfULG; Köllitsch

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Referat 74: Tierhaltung

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