Aktueller Futterrat vom 19.10.2015

Einheimischer Körnermais ist kein Schweinefutter

Aktuell wurden zwar erst 18 Silomaisproben der Ernte 2015 aus dem sächsischen Monitoringmessnetz »Futtermittel« auf Mykotoxine untersucht, aber der langjährige steigende Trend scheint auch 2015 nicht gebremst zu sein. Der mittlere DON-Gehalt erreicht mit 1,5 (max. 3,7) mg je kg Trockenmasse zwar nicht die extrem hohen mittleren Werte des Vorjahres (im Mittel 5,4 mg), aber er ist immer noch doppelt so hoch, wie im langjährigen Mittel der Jahre 1997 bis 2010. In diesem Zeitraum schwankte der DON-Gehalt zwischen 0,2 und 0,8 mg je kg Trockenmasse und man sprach durchaus von »Fusarienjahren« und Jahren, in denen die Proben eher unauffällig blieben. Seit 2011 steigt der Gehalt an Mykotoxinen im Mais stetig an. Die typischen Jahresschwankungen scheinen nahezu ausgehebelt.

Während beim Weizen 2015 die Entwarnung kam, bleibt der Mais auf Kurs. Bei den 18 bisher vorliegenden Ergebnissen weisen 12 Proben einen DON-Gehaltswert von mehr als 1 mg je kg Trockenmasse auf. Der Feldpilzbefall im Mais ist obligat. Körnermaisergebnisse liegen bislang noch nicht vor. Hier liegen die Werte erfahrungsgemäß höher als in den Silomaisganzpflanzen. In den letzten Jahren waren hier Werte bis 10 mg DON / kg gefunden worden. An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass DON zwar als Leittoxin für die Anwesenheit einer Vielzahl anderer Mykotoxine gilt, aber hinsichtlich der Toxizität werden z.B. HT- und T2-Toxin noch deutlich gefährlicher eingeschätzt. Diese Toxine reagieren signifikant, wenn höhere DON-Werte gemessen werden. Auch hier steigen die Werte seit 2011 kontinuierlich an.

Verbindliche Grenzwerte für Fusarientoxine gibt es bisher nur für Lebensmittel. Seit August 2006 existiert eine EU Empfehlung für Höchstgehalte von Mykotoxinen in Futtermitteln. Die Schweine reagieren mit Abstand am empfindlichsten auf eine Belastung mit Mykotoxinen. Die genannte Empfehlung gibt mit 0,9 mg je kg Alleinfutter (88% TM) auch einen sehr niedrigen Orientierungswert vor. Die Schweineexperten warnen jedoch bereits bei Werten, die über 0,4 mg liegen. Damit scheint der Verwendung von einheimischen Körnermais in der Schweinefütterung die Luft auszugehen.

Es ist dringend angeraten, den Mais vor Einsatz in Schweinerationen zu untersuchen und die Toxinrestriktionen streng einzuhalten. Geflügel und adulte Wiederkäuer sind durchaus unempfindlicher. Hier werden 5 mg je kg Alleinfutter (88 % TM) als Orientierungswert empfohlen. Der Wiederkäuer kann in seinen Vormägen antinutritive Inhaltsstoffe und mikrobielle Stoffwechselprodukte, wie z.B. Fusarientoxine, modifizieren und damit unschädlich machen. Inwieweit bei gestörter Pansenfermentation oder geschädigter Pansenschleimhaut die Entgiftungskapazität reduziert und die Durchlässigkeit der Toxine durch Pansenwand erhöht ist, ist umstritten.

Eine direkte Schadwirkung der Mykotoxine kann nicht diagnostiziert werden, da keine typischen Erkrankungsbilder ausgelöst werden. Allgemeine Symptome, wie Fressunlust, Fruchtbarkeitsstörungen oder Immunschwäche, können viele Ursachen haben. Da wir uns mit unseren Milchrindern im Grenzbereich der Ernährungsphysiologie bewegen, wo kleinste Provokationen zu Erkrankungen und Störungen des Immunsystems führen, sollten wir die Fusarientoxinbelastung der Milchrinder auch in diesem Winterhalbjahr unter besondere Kontrolle stellen.

Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch; Gudrun Hanschmann und Doris Krieg, BfUL Nossen

 

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Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

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Telefax: 034222 46-2099

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Telefon: 034222 46-2211

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