Wintererbsen gedeihen auch bei Trockenheit
10. Februar: Internationaler Tag der Hülsenfrüchte
Viele kennen sie schon kaum noch - Hülsenfrüchte auf sächsischen Feldern. Eher bekannt sind da schon Hummus aus Kichererbsen, Nudeln aus roten Linsen oder Tofu aus Soja. Dabei werden auf ca. 37.000 ha in Sachsen Körnerfuttererbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Soja, Luzerne und Klee angebaut.
Das sind, bis auf die aus den Tropen stammende Sojabohne, traditionelle Ackerkulturen, die seit Jahrzehnten überwiegend für Futterzwecke kultiviert werden. Die zur Familie der Schmetterlingsblütler oder Leguminosen gehörenden Pflanzenarten können in Symbiose mit Bakterien Stickstoff aus der Luft nutzen. Eine Düngung mit diesem wichtigen Pflanzennährstoff ist damit überflüssig. Häufig verbleibt selbst nach der Ernte noch genügend Stickstoff für die Folgekultur im Boden. Im Ökolandbau, in dem ja die mineralische Stickstoffdüngung verboten ist, versorgen die Leguminosen letztlich alle anderen Kulturen mit Stickstoff und die Nutztiere mit Eiweißfutter.
Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bearbeitet zahlreiche Fragestellungen zu Hülsenfrüchten. So werden alljährlich neue Sorten dieser Kulturen auf ihre regionale Eignung geprüft. Landwirte greifen bei der Sortenwahl gerne auf die Sortenempfehlungen des Landesamtes zurück. In bundesweiten Modell- und Demonstrationsnetzwerken beteiligt das LfULG an der Verbreitung des Wissens zum Leguminosenanbau, aber auch an der Verbesserung der Verwertung dieser Früchte in der menschlichen Ernährung und in der Fütterung. Aktuell sind auch zahlreiche sächsische Landwirte in Form von Demonstrationsanlagen in die Netzwerke zu Erbsen und Ackerbohnen sowie Klee und Luzerne eingebunden.
Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch stehen derzeit Wintererbsen gemeinsam mit Winterweizen sowie Winterackerbohnen auf dem Feld. Gerade bei ausgeprägter Frühjahrstrockenheit können diese Winterformen bereits die Wasserreserven aus den vorhergehenden Monaten nutzen. Demgegenüber steht die Gefahr, dass die Pflanzen Frostschäden davontragen. Die Züchtung widerstandsfähiger Sorten kann in Zukunft helfen, sich den verändernden Klimabedingungen anzupassen.
Probleme der Praktiker im Anbau von Hülsenfrüchten werden im LfULG in zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten bearbeitet. So wird erforscht, warum Erbsen, die beispielweise für Feinfrostgemüse angebaut werden, nach einem zu häufigen Anbau erkranken und wie durch Anbaupausen oder den Anbau von anderen Arten verhindert werden kann. Ebenso werden Verfahren zur umweltschonenden Unkrautbekämpfung in diesen Kulturen und Verwertungsmöglichkeiten für die Futterpflanzen Klee und Luzerne in Ökobetrieben ohne Tierhaltung entwickelt.
In der Tierfütterung werden im LfULG Möglichkeiten zum Ersatz von Futter-Soja aus Übersee gesucht. Dazu werden neue Aufbereitungsverfahren für Erbsen und Ackerbohnen geprüft, mit denen ohne Soja eine verbesserte Eiweißversorgung für Milchkühe möglich ist. Parallel wird im Lehr- und Versuchsgut die Eignung von Luzernetrockengrün als Eiweißkomponente in Futterrationen untersucht. Für den Anbau von Kleegras als Rinderfutter werden seit vielen Jahren vom Landesamt Empfehlungen für gesunde und ertragsstarke Mischungen für sächsische Regionen herausgeben.
Im Bereich der Humanernährung erarbeiten Mitarbeiter des Landesamtes Projekte für Schulen, in denen Schüler beizeiten mit den zahlreichen Anbau- und Verwertungsmöglichkeiten von Erbsen und Bohnen vertraut gemacht werden können. Auch für den Schutz von Insekten, der ja seit einigen Jahren verstärkt in das Interesse vieler Menschen gerückt ist, spielen die Schmetterlingsblütler eine große Rolle. So werden in der aktuellen Vorbereitung der neuen Umweltmaßnahmen für Landwirte gerade auch diese Nahrungspflanzen für Wildbienen und andere Nektarsammler eine besondere Beachtung finden.