Aktueller Futterrat vom 09.02.2015

ß-Carotin in Milchviehrationen

 ß-Carotin ist sowohl als Vorstufe für die Vitamin-A-Bereitstellung von Bedeutung, hat aber auch eigenständig einen wichtigen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und Tiergesundheit der Milchrinder.
Vitamin A wird nur im tierischen Organismus gebildet oder synthetisch hergestellt und zugefügt. Über die Pflanzen wird nur das Provitamin ß-Carotin angeboten was in-termediär durch das Tier zu Vitamin A gewandelt wird. Die Umwandlungsrate ist abhängig von der Tierart, Nutzungsrichtung und vom Alter. Im Mittel werden 370 IE Vitamin A je mg ß-Carotin bei der Milchkuh erwartet.
Der Vitamin A Bedarf wird mit 5.000 IE je kg TM angegeben, somit müssten ca. 14 mg ß-Carotin angeboten je kg TM werden. Aufgrund der eigenständigen Bedeutung des ß-Carotin für das Milchrind, wird der ß-Carotin-Bedarf jedoch fast doppelt so hoch vermutet. Als Richtwert kann mit 100 mg je Kuh und Tag als Erhaltungsbedarf und 20 mg je kg Milch gerechnet werden.
Der Carotingehalt pflanzlicher Futtermittel ist sehr indifferent und stark vom Nutzungszeitpunkt, vom Konserviererfolg, der aeroben Stabilität und von der Lagerungsdauer der Futtermittel abhängig. Eine nennenswerte ß-Carotinquelle stellen nur Gras und kleinkörnige Leguminosen (250 – 800 mg / kg TM im Grünfutter) und mit Abstrichen deren Konservate dar.
Insbesondere aerobe Prozesse zerstören das ß-Carotin bei der Ernte, der Lagerung, Konservierung und am offenen Siloanschnitt. In Grassilagen sind oft nicht mehr als 20 bis 30 % des ß-Carotingehaltes aus dem Grünfutter auf dem Halm nachweisbar (60 -120 mg ß Carotin / kg TM in Grassilagen). Durch die Verlängerung der Oxidationsprozesse dem fettlöslichen Carotin und steigende Atmungs- und Bröckelverluste bei der Bodentrocknung liegt auch bei der Heugewinnung der Carotin-verlust im Mittel über 85 % (20-35 mg / kg TM im bodengetrockneten Heu).
Einzig technisch getrocknetes Trockengrün kann je nach Vegetationsstadium, Pflanzenart, Trocknungszeiten und Bröckelverlusten Werte von 150 – 250 mg ß-Carotin je kg TM erreichen. Maissilagen (Teigreife 10-20 mg / kg TM), Saftfuttermittel (< 1 mg / kg TM) und nicht vitaminisierte Kraftfuttermittel (max. 2 mg / kg TM) sind nahezu zu vernachlässigen.
In der Tabelle ist mit Erwartungswerten, unterschiedlichen Milchleistungen und differierenden Anteil an Gras- und Maissilage in der Grobfutterration kalkuliert worden. Es ist erkennbar, dass bereits bei Leistungen über 30 kg Milch ist eine Versorgungslücke auftritt. Mit steigenden Maissilagegehalten in der Grobfutterration wird die Lücke schon früher erreicht. Hier muss entweder mit Zulage von Trockengrün oder ß-Carotin-haltigen Konzentraten reagiert werden. Bei Unsicherheiten ist eine Blutuntersuchung durch den Tierarzt ein geeignetes Diagnosemittel.

Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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