Humusbilanzierung
Humusbilanzierung mit der VDLUFA-Methode im konventionellen und ökologischen Landbau
Seit dem Jahr 2014 steht die neue VDLUFA-Methode zur Humusbilanzierung zur Verfügung und kann aus dem Internet heruntergeladen werden.
Für die Berechnung von Humusbilanzen können die auf Betriebsebene erforderlichen Angaben in der Regel aus Schlagkarteiaufzeichnungen entnommen werden. Auf Schlagebene erfolgt die Auswahl der Fruchtarten (der Fruchtfolge), die Festlegung des mittleren Ertragsniveaus der Fruchtarten sowie der anfallenden Koppelprodukte (Stroh-, Blattmenge) mit Hilfe der Hauptprodukt-/Nebenprodukt-Verhältnisse (z. B. Korn-/Stroh-Verhältnis bei Getreidearten). Danach erfolgt die Auswahl der Art und Menge der verabreichten organischen Düngung. Für die Erstellung von Humusbilanzen ist es dann erforderlich, entsprechend den nachfolgend genannten Kriterien zwischen drei zur Verfügung stehenden Fruchtartenkoeffizienten auszuwählen:
- Untere Werte zur »einfachen Reproduktion« der Humusversorgung: Böden in gutem Kulturzustand, Flächen mit hoher (mineralischer) Nährstoffzufuhr, Standorte mit geringem Humusabbau (niedrige Durchschnittstemperaturen und hohe Niederschläge, Bergstandorte, grundwasserbeeinflusste Moorböden).
- Mittlere Werte zur »erweiterten Reproduktion«: bei angestrebtem Humusaufbau (z. B. mit Humus unterversorgte Böden), Flächen mit niedrigerer (mineralischer) Nährstoffversorgung, Anbauverfahren mit höherem Bedarf an organischer Substanz (z. B. Sonderkulturen, reine Hackfruchtnutzung), Standorte mit hohem Humusabbau (hohe Durchschnittstemperaturen, sehr aktive Lehmböden, grundwasserferne Moorböden).
- Obere Werte zur »stark erweiterten Reproduktion«: Humusaufbau (z. B. Böden in schlechtem Kulturzustand, Rekultivierungsflächen, Meliorationsmaßnahmen), Anbauverfahren mit hohem Bedarf an organischer Substanz und ohne mineralische Nährstoffversorgung (N).
In der Praxis hat sich folgende Einteilung bewährt: Bei Nutzung der VDLUFA-Methode sollten im konventionellen und ökologischen Landbau standardmäßig die unteren Werte genutzt werden. Für bestimmte Sonderfälle (z. B. bei deutlich unterversorgten Böden, zur Rekultivierung und bei vorwiegender bis ausschließlicher organischer Düngung) können die mittleren oder die oberen Werte der Fruchtartenkoeffizienten eingesetzt werden. In diesen Fällen kann es mit der Zeit zu einer deutlichen Humusanreicherung kommen und es sind die düngerechtlichen Vorgaben zu beachten (N-Bilanzierung).
Die Bewertung der berechneten Bilanzsalden erfolgt nach dem 5-stufigen VDLUFA-Bewertungsschlüssel in Abhängigkeit vom Anbausystem: So beträgt die Versorgungsgruppe C im konventionellen Landbau von -75 bis +100 Humusäquivalente (HÄQ) und im ökologischen Landbau von ±0 bis 300 HÄQ/ha. Bei Einhaltung der anzustrebenden Versorgungsgruppe C können sowohl standort- und bewirtschaftungstypische Humusgehalte als auch ein weitgehend optimales Ertragsniveau der Fruchtarten gewährleistet werden. Dagegen ist eine Unterversorgung der Versorgungsstufen A und B genauso zu unterlassen wie eine länger andauernde Überversorgung mit organischer Substanz der Stufen (D und) E.
Arbeiten zur Entwicklung und Prüfung von Humusbilanzmethoden
Nachstehende Arbeiten zu diesem Themengebiet:
- KOLBE (2008) »Einfache Verfahren zur Berechnung der Humusbilanz für konventionelle und ökologische Anbaubedingungen«
- KOLBE (2007) »Anforderungen an die Humusbilanzierung in der Praxis des ökologischen Landbaus«
- Kolbe (2007) »Berücksichtigung von Standort- und Bewirtschaftungsfaktoren bei der Verbesserung von Verfahren der Grunddüngung und Humusbilanzierung« In dieser Ausarbeitung werden quantitative Zusammenhänge zwischen den Standort- und Bewirtschaftungsfaktoren und dem Verhalten an pflanzenverfügbaren Grundnährstoffen sowie den Gehalten an Humus im Boden ermittelt.
- KOLBE & RINGE (2006) »Erstellung und Prüfung von Verfahren zur Abschätzung des N-Umsatzes im Rahmen der Humusreproduktion im ökologischen Landbau«
- Modell CCB (Franko et al., 2011)
- UDE (2006) »Möglichkeiten einer monetären Bewertung von organischer Substanz für die Betriebszweigabrechnung im ökologischen Landbau«
Die Ergebnisse aus langjährigen Dauerfeldversuchen sind zur Überprüfung von Methoden zur Humusbilanzierung geeignet. Nachstehend Arbeiten zu diesem Themengebiet:
- Thesenpapier zur Validierung von Humusbilanzierungsmethoden (*.pdf, 0,17 MB)
- KOLBE (2012) »Bilanzierungsmethoden und Versorgungsniveau für Humus«, S. 4-82
- Poster: KOLBE (2004) »Vergleich von Bilanzierungsmethoden für Humus anhand langjähriger Dauerversuche« (*.pdf, 0,13 MB)
- KOLBE & PRUTZER (2004) »Überprüfung und Anpassung von Bilanzierungsmodellen für Humus an Hand von Langzeitversuchen des Ackerlandes« (*.pdf, 1,91 MB)
- KOLBE (2004) »Vergleich von Bilanzierungsmethoden für Humus an Hand langjähriger Dauerversuche« (*.pdf, 0,16 MB)
- BEUKE (2006) »Überprüfung der Humusbilanzierung anhand von Dauerversuchen in verschiedenen Klimaregionen« Die gesamte Arbeit steht hier für Sie zum Download bereit.
Ergebnisse zur Humusbilanzierung
- KOLBE (2013) »Standortangepasste Humusbilanzierung im konventionellen Ackerbau«
- KOLBE (2013) »Standortangepasste Humusbilanzierung im ökologischen Landbau«
- KOLBE (2012) »Bilanzierungsmethoden und Versorgungsniveau für Humus«, S. 83-103
Literatur
ASMUS, F. & HERRMANN, V. (1977): Reproduktion der organischen Substanz des Bodens. In: Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Institut für Landwirtschaftliche Information und Dokumentation, Berlin.
FRANKO, U. (1989): C- und N-Dynamik beim Umsatz organischer Substanz im Boden. Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Berlin (Dissertation).
FRANKO, U., KOLBE, H., THIEL, E., LIEß, E. (2011): Multi-site validation of a soil organic matter model based on general available input data. Geoderma. 166, 1, 119-134.
KOLBE, H. (2010): Site-adjusted organic matter-balance method for use in arable farming systems. Z. Pflanzenernähr. Bodenk., 173(5): 678-691.
LEITHOLD, G., HÜLSBERGEN, K.-J., MICHEL, D., SCHÖNMEIER , H. (1997): Humusbilanzierung - Methoden und Anwendung als Agrar-Indikator. In: DBU (Editor), Zeller Verlag, Osnabrück.
VDLUFA (2004): VDLUFA-Standpunkt »Humusbilanzierung« - Methode zur Beurteilung und Bemessung der Humusversorgung von Ackerland. In: VDLUFA-Selbstverlag, Bonn, 1-12.