Gemeinsame Haltung von Kuh und Kalb
Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch werden seit dem Sommer 2022 Kuh und Kalb für fünf Tage gemeinsam gehalten. Ziel ist es genau zu beobachten, wie Kuh und Kalb sich verhalten. Daraus soll abgeleitet werden, wie die Stallumgebung im Sinne der Tiere gestaltet werden sollte.
In den meisten Milchkuhbetrieben werden die Kälber und Kühe kurz nach der Geburt getrennt. Das ist aus rein hygienischen Gründen auch richtig. Das Kalb muss in den ersten Tagen sein Immunsystem entwickeln. Die von ihren Müttern getrennten Kälber haben meist Kälberhütten außerhalb des Stalls an der frischen Luft zur Verfügung. Die gemeinsame Haltung der Kälber mit ihren Müttern oder mit Ammenkühen (Ammenkühe sind Ersatz-Mütter, die neben dem eigenen Kalb auch Kälber anderer (Milch-)Kühe aufziehen.) im Stall stellt besonders hohe Ansprüche an die Sauberkeit und die Gestaltung der Box. Kalb und Kuh sollen ja gesund bleiben und auch die Tierpfleger wollen sicher mit den Tieren umgehen können.
Für die Untersuchungen von Tierverhalten und Gesundheit wurde ein Teil des Stalls als Kuh-Kalb-Bereich umfunktioniert. Dieser ist in drei Teile unterteilt: Eine Box in der sich Kuh und Kalb gemeinsam aufhalten können und zwei angrenzende Boxen, die ein Rückzugsort für das Kalb darstellen. Dieser Rückzugsort wird Kälberschlupf genannt und ist nur für das Kalb zugänglich. Kälber sind sogenannte »Ablieger«. Auf der Weide zieht sich die Kuh zur Geburt von ihrer Herde zurück und bringt das Kalb zur Welt. Das Kalb bleibt in der ersten Lebenswoche an einem geschützten Ort z.B. im hohen Gras, Gestrüpp oder Buschwerk. Die Kuh sucht das Kalb auf und tränkt es. Erst nach ein bis zwei Woche gliedert sich das Kalb in den »Kindergarten« der Kuhherde ein.
In der Untersuchung geht es vor allem um den Aufbau des Kälberschlupfes. Mit welchen Mitteln können wir den Tieren im Stall möglichst naturnahe und gesundheitlich unbedenkliche Bedingungen schaffen? In einem »Kälberschlupf« ersetzen zwei kleine, dick mit Stroh eingestreute Kälberhütten das hohe Gras oder Buschwerk. Im zweiten Kälberschlupf steht dem Kalb eine dick mit Stroh eingestreute Fläche zur Verfügung in die es durch einen kleinen Durchgang in der Boxenwand gelangen kann.
Die Wissenschaftler in Köllitsch beobachten nun mit Hilfe von Videoaufzeichnungen ab wann, wie oft und wie lange das Kalb sich im Kälberschlupf aufhält und welchen Kälberschlupf das Kalb bevorzugt aber auch, wie oft es an der Kuh trinkt und wie häufig und wie lange es schläft. Täglich werden von den Mitarbeitern im Stall Beobachtungen zur Gesundheit vom Kuh und Kalb notiert.
Im nächsten Jahr sollen die gemeinsame Haltung von Kühen und Kälbern in Form einer »Ammenkuhhaltung« für einen Teil der Köllitscher Milchkuhherde auf die ersten drei Lebensmonate der Kälber ausgeweitet werden. Darüber wird es dann wieder einen Kurzbericht aus dem Stall geben.