Konferenz »Integrierter Pflanzenschutz« am 29. - 30.04.2014 in Karpacz / Polen

Flagge Polen

Einladung und Programm

Eindrücke und Nachlese zur Veranstaltung

 

Am Fuße der Schneekoppe trafen sich am 29.-30. April im niederschlesischen Karpacz Landwirte, landwirtschaftliche Berater und Sachbearbeiter, Wissenschaftler und Projektpartner zu einem Wissens- und Gedankenaustausch.

Der erste Tag stand ganz im Fokus des Titelthemas: Integrierter Pflanzenschutz (IPS). Zum Schutz der Umwelt im Allgemeinen und zum Schutz der natürlichen Ressourcen, der Biodiversität und der Gesundheit von Mensch und Tier im Speziellen sollen erst alle Möglichkeiten der nicht-chemischen Pflanzenschädlingsbekämpfung ausgeschöpft werden, bevor man chemische Pflanzenschutzmittel einsetzt.  

Die EU-Richtlinie zum integrierten Pflanzenschutz ist in Deutschland als »Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln« im Pflanzenschutzgesetz verankert und in Polen Teil der Fördermaßnahmen des »Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum«. Es wurde deutlich, dass die Umsetzung der IPS-Grundsätze in Polen konsequent kontrolliert.

Dabei betonten polnischen wie deutschen Rednern, dass es für die Durchsetzung der Richtlinie wichtig ist, das Wissen über nicht-chemische Methoden bereits in der Ausbildung theoretisch und praktisch zu vermitteln und in regelmäßigen Weiterbildungen für die Anwender zu aktualisieren. Den Landwirten stehen eine Reihe von Werkzeugen als Entscheidungshilfen zur Verfügung, wie Prognosemodelle, Warndienst, Frühdiagnosen und wissenschaftlich begründete Bekämpfungsschwellen. In Deutschland werden dazu beispielsweise neueste Erkenntnisse und Verfahren des IPS in Demonstrationsbetrieben angewendet und für Landwirte, Berater und Öffentlichkeit veranschaulicht. Die Betriebe dieses Modellvorhabens werden von Fachleuten des Julius-Kühn-Instituts begleitet und betreut (http://demo-ips.jki.bund.de/).

Darüber hinaus wurden die neuen Förderprogramme für 2014-2020 mit ihren Agrarumweltmaßnahmen in Sachsen und den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen in Niederschlesien vorgestellt. Auch die neue zweisprachige Internetplattform für innovative Agrar-Umwelt-Maßnahmen »AgroPrak« wurde vorgeführt.

Am zweiten Tag führte eine kleine Wanderung die Teilnehmer zu zwei Vorzeigebeispielen für den Umweltschutz in dieser Grenzregion des Riesengebirges.

Die Ökologische Station »Storczyk« (= Knabenkraut) wurde 1972 gegründet und gehört zur Universität Breslau. 

Neben Forschungsarbeiten der Universität und Unterricht für »Grüne Schulen« steht hier vor allem die Begegnung zwischen Menschen im Vordergrund. Dafür gibt es Übernachtungsplätze und Konferenzräume für Veranstaltungen und längere Aufenthalte in der Station. Schwerpunktthemen in der Region und damit in der Arbeit der Station sind die Ausbreitung invasiver Arten (z.B. der Goldrute, Springkraut), die fehlende Pflege der Meliorationsgräben als wichtige Regulatoren des Wasserhaushaltes und die mangelnde Nutzung und Pflege extensiver Wiesen. Da Renaturierungsmaßnahmen kostspielig und langwierig sind und es oft nur am mangelnden Informationsfluss hängt, setzen die Mitarbeiter vor allem Aufklärung zur Vermeidung von Schäden.

Eine Besonderheit der Station ist die pflanzliche Kläranlage, die die Abwässer der bis zu 30 Personen in der Anlage reinigen kann. Diese ist zugleich Modellprojekt als auch einzige Möglichkeit der Abwasserklärung auf einem Gelände mit sehr starker Hangneigung und hoher Niederschlagsrate. Auf einer Kiesschicht wachsen diverse feuchtigkeitsliebende Pflanzen mit unterschiedlichen Wurzeltiefen. Im Wurzelnetz der Kiesschicht reichern sich Mikroorganismen an, die die eigentliche Reinigungsarbeit leisten. Dabei wird der Wassertransport allein durch die Schwerkraft an dem leichten Gefälle der Klärgrube angetrieben. Da bei den Zersetzungsprozessen Wärme entsteht, bleibt die Kläranlage auch im Winter funktionstüchtig. 

Zweites Exkursionsziel war das Bildungs- und Informationszentrum des Nationalparks Riesengebirge (»Karkonosci Park Narodowy«). Neben einer geologischen Bodenkarte mit Originalgesteinen und der großen Mineralvielfalt des Gebietes wird dort auch ein virtueller Panoramarundflug durch’s Riesengebirges gezeigt mit Ton- und Bilddateien zu einzelnen Sehenswürdigkeiten (http://cikpn.kpnmab.pl/wycieczka/).

Umweltschutz-relevante Themenschwerpunkte des Bildungszentrums sind der Schutz der Torfmoore unterhalb der Schneekoppe und die ökologische Katastrophe der 80er Jahre. Wie der Reichtum an verschiedenen Quarzvariationen letztlich mit der schwersten Waldschäden im Iser- und Riesengebirge zusammenhängt, wird hier vermittelt. Da die Sanierung der Waldflächen ein langwieriger Prozess ist, sind die Spuren der ökologischen Katastrophe noch heute sichtbar.

Der Erhalt der Torfmoore wiederum ist von großer Bedeutung, da diese nicht nur wertvolle Wasserspeicher und Feuchtbiotope darstellen, sondern auch einen wichtigen Hochwasserschutz.

Auch die Sage vom Berggeist Rübezahl beginnt im Riesengebirge. Anders als heute weitgehend bekannt, wird er in seiner ältesten Darstellung aus dem 16. Jahrhundert noch mit Greifvogelgesicht, Hirschgeweih, Löwenkörper, Ziegenbeinen, Doppelschwanz und Birkenstock gezeigt. Als Hüter des Riesengebirges und seiner natürlichen Reichtümer war er auch »Schirmherr«der sogenannten »Laboranten«– Naturheilkundler, die sich durch ihr umfangreiches Wissen über die einheimischen Heilpflanzen auszeichneten und besonders im 17. Jahrhundert mit ihren Medikamenten in ganz Europa handelten. Ein Schaugarten zeigt über 100 z.T. seltene Heilkräuter und –sträucher aus dem Riesengebirge. 

Die Exkursion hat einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig eine umweltschonende Landnutzung – und das nicht nur in der Landwirtschaft – ist und was wir durch Ignoranz zu verlieren haben.

Konferenzvorträge

Die Vortragsfolien können bei Interesse als PDF-Datei per E-Mail zugeschickt werden. Wenden Sie sich bitte an den Ansprechpartner.

 

1 »Aufgaben der Staatlichen Pflanzenschutz- und Saatgutinspektion bei der Prüfung

des Pflanzenschutzes in der integrierten Produktion«

Krystyna Ciechan, Niederschlesische Woiwodschaftsinspektion für Pflanzenschutz

und Saatgutwesen in Breslau

 

2 »Integrierter Pflanzenschutz in Sachsen«

Anke Hoppe, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden

 

3 »Anwendung alternativer Heilmethoden bei Kälbergeburt, Jungtierkrankheiten,

Stoffwechselproblemen«

Dr. habil. Krzysztof Matkowski, Naturwissenschaftliche Universität in Breslau

 

4 »Agrarumweltmaßnahmen in Sachsen 2014-2020«

Dr. Eberhard Bröhl, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Dresden

 

5 »Möglichkeit der Förderung im Rahmen der Maßnahme ELR 2014-2020«

Henryka Brodowska, Kreisbüro der Agentur für Umstrukturierung und Modernisierung

der Landwirtschaft in Jelenia Góra

 

6 »Rechtsgrundlagen und Funktion des integrierten Pflanzenschutzes«

Stanisław Leń, Niederschlesisches Landwirtschaftsberatungszentrum in Breslau

 

7 »Agrarumweltmaßnahmen in Polen 2014-2020«

Monika Miniewska, Niederschlesisches Landwirtschaftsberatungszentrum in Breslau

 

Die Konferenz fand im Hotel Artus in Karpacz statt. Foto: C.Dressler

 Die Konferenz fand im Hotel Artus in Karpacz statt. Foto: C.Dressler

Zum Abschluss des Konferenztages wird die zweisprachigen Internetplattform »AgroPrak« vorgestellt. Foto: C.Miersch
Die Ökostation »Storczyk« liegt am Fuß der Schneekoppe. Foto: C.Dressler

 Die Ökostation »Storczyk« liegt am Fuß der Schneekoppe. Foto: C.Dressler

Die pflanzliche Kläranlage reinigt das Abwasser der gesamten Ökostation »Storczyk«. Foto: C.Dressler

 Die pflanzliche Kläranlage reinigt das Abwasser der gesamten Ökostation »Storczyk«. Foto: C.Dressler

Das Informationszentrum des Nationalparks zeigt Einblicke in das Riesengebirge (Gesteinskarte Fußboden) und Überblicke darauf (virtueller Panoramarundflug). Foto: C.Dressler

 Das Informationszentrum des Nationalparks zeigt Einblicke in das Riesengebirge (Gesteinskarte Fußboden) und Überblicke darauf (virtueller Panoramarundflug). Foto: C.Dressler

Im Schaugarten sind über 100 einheimischen Heilpflanzen nach Höhenstufen und Habitaten gruppiert. Foto: C.Dressler

 Im Schaugarten sind über 100 einheimischen Heilpflanzen nach Höhenstufen und Habitaten gruppiert. Foto: C.Dressler

Grenzüberschreitendes Forum für Umweltschutz in der Landwirtschaft (AG-Forum) Startseite

Ansprechpartner im LfULG

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Abteilung 7: Landwirtschaft

Dr. Eberhard Bröhl

Telefon: (035242) 631 7000

Telefax: (035242) 631 7099

E-Mail: Eberhard. Broehl@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.smul.sachsen.de/lfulg

Das Projekt wurde durch die Europäische Union gefördert

Partner im Projekt

DODR - Niederschlesisches Beratungszentrum für Landwirtschaft, Wrocław/Breslau (Leadpartner)

Webseite: www.dodr.pl

EKOCONNECT - Internationales Zentrum für Ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas e. V., Dresden

Webseite: http://www.ekoconnect.org/

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