Seminar »Tiermedizin in der ökologischen und biologisch-dynamischen Tierhaltung« am 02.10.2013 in Kreba-Neudorf

  • Programm zum zweisprachigen Seminar (*.pdf, 0,17 MB)
  • Das Seminar ging der spannenden Frage nach, welche Möglichkeiten der Landwirt außerhalb der konventionellen Veterinärmedizin hat, seine Tiere - besonders in einer ökologisch zertifizierten Tierhaltung - zu behandeln. Der Projektpartner EkoConnect e.V. hatte dazu auf den Bauernhof Ladusch in Kreba-Neudorf eingeladen, einem Öko-Betrieb mit Galloway-Rindern und einem großen agrotouristischen Angebot.

    In den Vorträgen wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt und praxisnah dem Publikum nähergebracht. So führte Frau Dr. Ullrich vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie nicht nur in die ganzheitliche Konzeption alternativer Heilverfahren ein, sondern stellte auch eine große Auswahl zumeist heimischer Pflanzen vor und deren Wirkungsbereiche bei Mensch und Tier. Eine hohe Artenvielfalt an Kräutern auf der Weide stellt somit eine wichtige Selbstheilungsquelle für Weidetiere da. Sie betonte aber auch, dass die richtigen Haltungsbedingungen das A und O für gesunde Tiere sind.

    Prof. Nowakowski von der Universität Wrocław ist Spezialist für Parasiten an Schafen und anderen Weidetieren. Sein Vortrag setzte der klassischen »Kriegsstrategie« gegen Parasiten, die ausschließlich auf deren komplette Beseitigung ausgerichtet ist, verschiedene Alternativen entgegen. Angestrebt werde dabei ein natürlicher Gleichgewichtszustand, in dem Parasiten existieren, aber kein Übermaß erreichen und in dem die Tiere durch gute Konstitution und förderliche Rahmenbedingungen in der Lage sind, trotzdem gesund zu bleiben oder sich Resistenzen aufzubauen. Der Landwirt selber hat dabei viele Handlungsmöglichkeiten, noch bevor ein Tierarzt aktiv werden muss - zum Beispiel über Weidezusammensetzung und -technik oder durch regelmäßiges Screeningund Monitoringdes Parasitenbefalls in der eigenen Herde.

    Mit Frau Giere kam dann eine grenzübergreifend praktizierende Tierärztin zu Wort, die von ihrer tagtäglichen Erfahrungen mit der Anwendung homöopathischer Medikamente berichtete. Auch sie betonte die Notwendigkeit der ganzheitlichen Betrachtung des Tierindividuums bei Anamnese und Behandlung, die zum Beispiel die Berücksichtigung der persönlichen Eigenschaften eines jeden Tieres einschließt und eine genaue Beobachtung dessen Verhaltens erfordert. Der damit verbundene größere Zeitaufwand pro Einzeltier macht deutlich, dass dies nur bis zu einer gewissen Herdengröße - ca. 150-200 Tiere - für den Landwirt realisierbar ist. Darüber hinaus stellte sie die Methoden der Akupressur und das aus Japan stammende »Jin-Shin-Jyutsu« (»Heilströmen“ vor, die besonders bei der Kälbergeburt sehr gute Ergebnisse gebracht haben.

    Herr Steinert berichtete zum Abschluss von der Tierhaltung und -gesundheit in seinem biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbetrieb mit vorwiegend Milchrindern. Sein Vortrag zeigte anschaulich, wie man durch gute Haltungsbedingungen und durchdachte Stallbauten eine gesunde Herde erhalten kann, ohne dass eine medizinische Behandlung - sei sie nun klassisch oder alternativ - erst notwendig wird. Die tägliche Beobachtung hilft, diese immer weiter zu verbessern - zum Beispiel mit einem Tandemmelkstand, in dem der Melker die Kuh komplett sehen kann aber auch die Kuh den Melker sieht oder einer 2stündigen Wartezeit zwischen Melken und Ablegen, als Zitzeninfektionsschutzmaßnahme. Als weiteres Ziel für die Zukunft nennt Herr Steinert, gezielt die Artenvielfalt auf seinen Futterweiden zu verbessern.

    Auf der anschließenden Hofführung stellte Frau Ladusch ihren Landwirtschaftsbetrieb vor. Neben der Zucht der äußerst robusten Galloway-Rindern und dem Verkauf der eigenen und anderer regionaler Produkte im Hofladen spielen dabei das Kurs- und Bildungsangebot eine große Rolle. Hier können Familien wie auch Schulklassen etwas über Rinderhaltung, Kräuterkunde, die Entstehung von Milch- und Getreideprodukten lernen, aber auch selbst »Hand anlegen« beim Weideflechten, Buttern, Sauerkrautstampfen oder Basteln. Die ausgebaute Scheune und zwei Ferienhäuser bieten dafür die passenden Räumlichkeiten.

    Ein hoch interessantes, kurzweiliges Programm zu einem spannenden Thema. die überaus angenehmen Räumlichkeiten und nicht zuletzt die ausgezeichnete Bewirtung machten diese Veranstaltung für alle Teilnehmer zu einem sehr gelungenen Tag.

    Vortrag Frau Dr. Ullrich in Laduschs ausgebauter Scheune; Foto C. Dressler

    Hofführung bei Laduschs; Foto C. Dressler

    Gelungenes Schlusswort des Seminars; Foto C. Dressler

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Das Projekt wurde durch die Europäische Union gefördert

Partner im Projekt

DODR - Niederschlesisches Beratungszentrum für Landwirtschaft, Wrocław/Breslau (Leadpartner)

Webseite: www.dodr.pl

EKOCONNECT - Internationales Zentrum für Ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas e. V., Dresden

Webseite: http://www.ekoconnect.org/

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