09.05.2025

Mais als Zweitfrucht nach überjährigem Feldgras

Grubber beim Einsatz auf einem Acker
Die Saatbettbereitung zu Mais nach überjährigem Feldgras stellt eine besondere ackerbauliche Herausforderung dar. Im Bild: Raupenschlepper mit Scheibenegge-Grubber-Kombination TopDown von Väderstad, Claußnitz, 09.05.2025. 
© LfULG

Dass sich der Anbau von Feldfutter und Mais mit Yucca-Palmen und sächsischer Kartoffelsuppe kombinieren lässt, erlebten die Teilnehmenden beim diesjährigen Feldtag zum landwirtschaftlichen Gewässerschutz. Dieser widmete sich dem Umbruch von überjährigem Feldgras vor der Aussaat von Mais. Gemeinsam hatten das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) und das landwirtschaftliche Beratungsunternehmen AgUmenda GmbH am 09. Mai 2025 dazu eingeladen. Gastgebender Betrieb war die Multi-Agrar Claußnitz GmbH im Landkreis Mittelsachsen. Pflanzenbauliche Schwerpunkte des Milchviehbetriebes sind der Feldfutterbau und die Marktfrucht- und Saatgutproduktion. Die Hälfte des Ackerlandes, etwa 1600 ha, befindet im Nitratgebiet.

Dem Mais einen guten Start ermöglichen - mit oder ohne (?) Feldgrasumbruch

Verschiedene Landmaschinen und eine Personengruppe auf einem Feld
Betriebsüblich erfolgt die Gülleausbringung mit dem Terra Variant von Holmer und der Feldgrasumbruch unter anderem mit der 2-reihigen Kurz-Scheibenegge von Väderstad. Das Feldgras wurde 2023 gesät. Im Frühjahr 2024 erfolgte der erste Schnitt und im September die Saatguternte. Im darauffolgenden Frühjahr wurde der zweite Schnitt und am 09.05.25 der Umbruch durchgeführt.  © AgUmenda GmbH

Vor Neufassung der Düngeveordnung 2020 setzte die Multi-Agrar Claußnitz GmbH Gelbsenf in Reinkultur als abfrierende Winter-Zwischenfrucht ein. Seit Ausweisung der roten Gebiete nimmt Weidelgras einen Anteil von etwa 20 % in der Fruchtfolge vor Mais und Raps ein. Es dient sowohl als Futterquelle als auch für die Saatgutvermehrung. Entsprechend wichtig ist eine ordentliche Feldhygiene.

Wie aufwendig sich die Saatbettbereitung zu Mais nach überjährigem Feldgras gestaltet, verdeutlichten die beiden Bearbeitungsgänge mit der betriebseigenen 2-reihigen Kurz-Scheibenegge Carrier und der Scheibenegge-Grubber-Kombination TopDown von Väderstad. Nach Begutachtung des Ergebnisses entschied sich der Pflanzenbauleiter für einen weiteren Grubbergang. Zuvor erfolgte die Gülleausbringung mit dem Terra Variant 585 von HOLMER. Dieser verteilt den wertvollen Mehrnährstoffdünger bodenschonend mit Breitbereifung und im Hundegang und arbeitet ihn dabei in den Boden ein. Gasförmige Stickstoffverluste werden so vermieden.

Nahaufnahme einer Scheibenegge im Feld
Raik Brocke mit der neuen 3-reihigen Kurz-Scheibenegge Carrier von Väderstad.  © AgUmenda GmbH

Mittlerweile gibt eine Weiterentwicklung der Kurz-Scheibenegge von Väderstad. Raik Brocke, Gebietsleiter für Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Nordsachsen, stellte die neue 3-reihige Kurz-Scheibenegge Carrier mit der CrossCutter Disc Aggressive vor. Gerade bei anspruchsvollen Feldgrasstoppeln soll diese eine intensive (»aggressive“), aber dennoch ultraflache Bodenbearbeitung von weniger als 5 cm Tiefe ermöglichen. Brocke hob die Vorteile wie den Erhalt der Bodenstruktur oder den reduzierten Kraftstoffverbrauch hervor. Durch die geringe Bearbeitungstiefe und hohe Arbeitsgeschwindigkeit komme es zum »Bodenfliegen«. Infolge dessen ist die Technikneuheit nach dem Feldeinsatz verschmutzter als bei der Carrier-Reihe üblich. »Dann hat sie aber auch gut gearbeitet«, so Brocke.

»Direktsaat muss man aushalten können«

Eine Personengruppe steht auf einem Acker mit Feldgrasstoppel.
Das Ergebnis des direkt in die Feldgrasstoppel gedrillten Maises wird diskutiert. Marc Büchner, Geschäftsführer und Berater der AgUmenda GmbH, hatte die Teilnehmenden vorbereitet: Direktsaat muss man aushalten können.  © LfULG

Als Alternative zum Feldgrasumbruch wurden das Strip-Till-Verfahren und die direkte Aussaat von Mais in die Feldgrasstoppel vorgeführt. Die HORSCH Maschinen GmbH zeigte mit der Focus 6 TD ein Gerät für die Streifensaat. Das landwirtschaftliche Lohnunternehmen Agroservice Altenburg-Waldenburg e.G. war mit einer Direktsaatmaschine Primera DMC von AMZONE vertreten. Besonders die Unkrautregulierung und die nicht zu vernachlässigende allelopathische Wirkung von Weidelgras kamen nach der Maschinenvorführung zur Sprache. Katharina Schmidt, Erosionsschutzberaterin bei der AgUmenda GmbH und Spezialistin im Bereich der teilflächenspezifischen Maisaussaat, brachte es auf den Punkt: Der Erfolg dieser Aussaatverfahren steht und fällt mit einem wirksamen Breitbandherbizid wie Glyphosat. Bei den Alternativen sahen alle Teilnehmenden noch Handlungsbedarf, den die AgUmenda in der Beratung weiterverfolgen möchte.

Ein tiefer Blick in den Boden lohnt sich

Mehrere Personen begutachten ein Bodenprofil
Ein Bodenprofil liefert wichtige Informationen über dessen Beschaffenheit. Diese zu berücksichtigen spielt eine wesentliche Rolle bei der Wahl des Bodenbearbeitungsverfahrens und Anbausystems. Der bestimmende bodenbildende Prozess bei Fahlerden ist die Tonverlagerung (Lessivierung). Stauwassermerkmale wie Eisen- und Manganflecken sind die Folge der Tonanreicherung im Unterboden.  © LfULG

Neben der Saatbettbereitung und Unkrautregulierung, ist die Wasserversorgung der Zweitfrucht Mais entscheidend für den Erfolg des Anbausystems. In der Regel funktioniert dieses nur auf Gunstlagen. Der Boden als Wasserspeicher spielt dabei eine besondere Rolle. Thomas Heymann vom Informations- und Servicezentrum des LfULG in Plauen, erläuterte die Eigenschaften des Bodentyps Fahlerde-Pseudogley aus Löss am Standort.

Durch ihr hohes Speichervermögen für Nährstoffe und pflanzenverfügbares Wasser, sind Böden aus Löss bestens für die ackerbauliche Nutzung geeignet. Der hohe Schluffanteil macht sie aber auch besonders erosionsanfällig. Seit fast 30 Jahren bearbeitet die Multi-Agrar Claußnitz GmbH deshalb das gesamte Ackerland vollständig pfluglos. Das Krümel- bis Bröckelgefüge im Oberboden und die Vielzahl an Regenwürmern auf der Fläche sprachen für sich. Da Fahlerden zur Versauerung im Oberboden neigen, empfahl Thomas Heymann eine regelmäßige Kalkung zur Stabilisierung des Bodengefüges.

Lieber Klasse, statt Masse

Tafeln mit Angaben zu verschiedenen Zwischenfruchtmischungen
Die Saatgut 2000 GmbH präsentierte ein breites Spektrum an Zwischenfrüchten, welches von reinen Gründüngungs- bis hin zu reinen Feldfuttermischungen reichte. Aufgrund der verschiedenen Zusammensetzungen, Aussaatzeitpunkte und -stärken gilt: Vor der Aussaat lieber einmal mehr mit den Experten und Expertinnen Kontakt aufnehmen und sich zu passenden Mischungen beraten lassen.  © LfULG

Empfehlungen zu regional angepassten Zwischenfruchtmischungen erhielten Interessierte vom Team der Saatgut 2000 GmbH. Dabei handelt es sich um einen Saatgutspezialisten aus Lichtenau im Landkreis Chemnitz.

Zusätzlich erläuterte Katharina Schmidt von der AgUmenda GmbH die Vor- und Nachteile der teilflächenspezifischen Maisaussaat. Das Ertragsgeschehen im Maisanbau wird in hohem Maße von den pflanzenverfügbaren Wasservorräten im Boden bestimmt. »Bei ausgeprägter Sommertrockenheit erinnern Maispflanzen dann schon einmal an Yucca-Palmen«, so Schmidt. Auf Standorten mit beträchtlicher Bodenheterogenität ist es daher sinnvoll die Wasserversorgung des Maisbestandes über die Saatstärke zu steuern. Dazu sind Ertragspotentialkarten, die die Wasservorräte im Boden zuverlässig abbilden, Grundvoraussetzung. Die Erstellung von validen Potentialkarten gehört zum Beratungsangebot der AgUmenda GmbH.

Bereichert wurde das Programm durch den Gülle- und Gärrestseparator XSplit von VOGELSANG und durch Informationen zur Verteilgenauigkeit bei Düngerstreuern durch die LTZ Chemnitz GmbH.

Zum Abschluss sächsische Kartoffelsuppe

Drohnenaufnahme von Personen und Landmaschinen auf einem Acker.
Sächsischer Feldtag zum landwirtschaftlichen Gewässerschutz, Claußnitz, 09.05.2025. Im Mittelpunkt stand der Umbruch von überjährigem Feldgras vor der Aussaat von Mais.   © AgUmenda GmbH

Erosionsschutz, Humusbildung, Stickstoffspeicherung über Winter, effizienter Gülleeinsatz – aus Sicht des Gewässer- und Bodenschutzes gibt es gute Gründe für das Anbausystem Feldgras und Mais. Zudem bietet der Feldfutterbau Chancen in Hinblick auf die düngerechtlichen Auflagen im Nitratgebiet: Feldfutter darf im Herbst noch mit Stickstoff gedüngt werden und zählt als Winter-Zwischenfrucht mit Nutzung (Bedingung für die Stickstoffdüngung von Sommerkulturen im Nitratgebiet). Die Herausforderung liegt jedoch in der erfolgreichen Etablierung der Folgefrucht wie zum Beispiel Mais.

Mit dem Feldtag wollten die Organisatoren darauf aufmerksam machen, dass es standort- und betriebsspezifische Lösungen braucht, um unsere Lebensgrundlagen Wasser und Boden zu schützen. Gleichzeitig gilt es den Betrieben, insbesondere im Nitratgebiet, einen wirtschaftlichen Anbau zu ermöglichen. Für Futterbaubetriebe kann das Zweifruchtsystem Feldfutter und Mais eine herausfordernde, aber sinnvolle Strategie sein.

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden, insbesondere bei der Multi-Agrar Claußnitz GmbH, für die Unterstützung bei der Durchführung des Feldtages. Herzlichen Dank an Friedemanns Partyservice aus Wechselburg, welcher die Besuchenden mit Kaffee, Kuchen und sächsischer Kartoffelsuppe versorgte.

Kontakt

Abteilung Landwirtschaft / Stabsstelle Koordinierung Landwirtschaft

Silke Peschke

Telefon: +49 35242 631-7014

E-Mail: Silke.Peschke@smekul.sachsen.de

Webseite: Landwirtschaftlicher Gewässerschutz

Landwirtschaftliche Gewässerschutzberatung

Fünf Personen stehen mit einem Bohrstock auf einem Feld

© AgUmenda GmbH

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