Gesunde Milchkuh

Projektlaufzeit: 04/2010 - 09/2014

Projektziele:

Die Gesunderhaltung einer Milchkuh ist Grundlage für die effektive Erzeugung von Lebensmitteln. Auch im Sinn des Tierschutzes steht die Erhaltung der Gesundheit im Mittelpunkt der guten landwirtschaftlichen Praxis.
In dem Projekt wurden drei als sehr sensibel zu bewertende Fragestellungen aufgegriffen:

(A) Die Erprobung einer neuen Organisation der Klauenpflege
In diesem Teilprojekt war die vorausschauende, orthopädische Klauenpflege unter Praxisbedingungen zu erproben.

(B) Die Bewertung des Hygienestatus von milchviehhaltenden Betrieben
In diesem Teilprojekt war ein System zur Analyse und Bewertung der Tierhygiene, des Tierwohls und der Tiergesundheit in milchviehhaltenden Betrieben zu entwickeln und unter Praxisbedingungen zu erproben.

(C) Die Erprobung eines Haltungssystems für den sehr störempfindlichen Bereich der Abkalbung
In diesem Teilprojekt war ein neu gestaltetes Haltungsverfahren für die Abkalbung von Färsen und Kühen zu entwickeln und zu erproben, das hygienisch gut kontrollierbar ist und ethologischen Anforderungen Rechnung trägt.

Projektergebnisse:

Mit den Ergebnissen soll ein Beitrag zur Verbesserung der Klauengesundheit in den milchviehhaltenden Betrieben geleistet werden.

Die Ergebnisse zielen auf einen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der  Methoden zur Verbesserung der Klauengesundheit und deren Umsetzung unter praktischen Bedingungen ab.

Die Zielparameter waren die Verbesserung der allgemeinen Klauengesundheit in den Herden, die Verringerung der Klauen-Erkrankungstage (Sperrtage) und der wegen ungenügender! Gliedmaßen- und Klauengesundheit bedingter, vorzeitiger Merzungen.

Bewertet wurden auch die Einordnung der neuen Methode der vorausschauenden, orthopädischen Klauenpflege in die betrieblichen Abläufe und der betriebliche Nachnutzungseffekt. Die erzielten Effekte sollten ökonomisch bewertet werden.

Projektergebnisse:

  • Im Konsens mit den Projektpartnern kann generell eingeschätzt werden, dass der Versuchsansatz für eine vorausschauende, orthopädische Klauenpflege zielführend war. Allerdings erfordert diese Methode einen gewissen Mehraufwand hinsichtlich Tierbeobachtung, Selektion und Organisation der wöchentlichen Klauenpflegemaßnahmen sowie eine exakte, möglichst elektronische Dokumentation aller Behandlungen und Diagnosen am Tier.
  • Diese Anforderungen konnten nur in drei von fünf Betrieben über den gesamten Versuchszeitraum umgesetzt werden. Zwei Betriebe haben nach Projektende die Methode der vorausschauenden, orthopädischen Klauenpflege fest in die betrieblichen Abläufe eingeordnet.
  • Bei strikter Einhaltung der Versuchsbedingungen konnte ein signifikant positiver Unterschied für die Parameter der Versuchsgruppe mit vordefinierter Wiedervorstellung zur Klauenpflege nachgewiesen werden.
  • An Hand der dokumentierten Einzeltierbefunde konnte für die Versuchsgruppe ein Rückgang der Schwere und Häufigkeit des Auftretens von stoffwechselbedingten bzw. mechanisch-traumatischen Klauenerkrankungen dargestellt werden.
  • In zwei Betrieben konnte der Locomotion Score (LCS) der Versuchstiere bereits nach einem halben Jahr gegenüber der Kontrollgruppe deutlich verbessert werden.
  • Aus der Korrelationsanalyse zwischen der Körperkondition (BCS) und dem LCS konnte abgeleitet werden, dass die Ergebnisse der BCS-Bonitur - zumindest in den Extrembereichen - zur Vorhersage von erkrankungsbedingten Lahmheiten herangezogen werden können.
  • In Auswertung nach Laktationen zeigte der Versuch, das vor allem ältere Tiere und Tiere mit gehäuften Vorbehandlungen bei nichtinfektiösen Klauenerkrankungen von einem verkürzten Pflegerhythmus profitieren.
  • Unterschiede in der Milchleistung der beiden Gruppen konnten statistisch nicht gesichert werden. In der Tendenz zeigte sich aber, dass die Versuchsgruppe mit den höheren Pflegeintervallen deutlich höhere Laktationsleistungen aufweisen als die Kontrollgruppe. Dies dürfte mit dem besseren, schmerzfreien Laufverhalten und einem positiven Effekt auf die Futteraufnahme der häufiger gepflegten Tiere begründbar sein.
  • Die Abgangsanalyse zeigte, dass die Tiere der Versuchsgruppe eine deutlich höhere Nutzungsdauer und Lebensmilchleistung erzielten. 

An die Milchproduktion als Lebensmittelproduzent wie auch als Haltungsumwelt für Nutztiere werden heute hohe Standards gesetzt. Diese sind in einer Vielzahl von Einzelnormen festgeschrieben. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn in den milchviehhaltenden Betrieben insgesamt ein hoher Standard der Tierhygiene, des Tierwohls und der Tiergesundheit umgesetzt ist. Hierfür ist eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Haltungssystems erforderlich.

Mit den Ergebnissen soll ein System zur Analyse und Bewertung der Tierhygiene, des Tierwohls und der Tiergesundheit in der Milchproduktion bereitgestellt werden (Systemanalyse Rind).

Das System ist in der landwirtschaftlichen und tierärztlichen Beratung / Betreuung sowie in der milchviehhaltenden Praxis einsetzbar, sofern eine ausreichende Sachkunde hierfür vorliegt.

Damit kann ein Beitrag zur Verbesserung von Tierhygiene, des Tierwohls und der Tiergesundheit und damit auch zur Lebensmittelsicherheit und öffentlichen Akzeptanz der Milchproduktion geleistet werden.

Projektergebnisse:

  • Der Ansatz, tierbezogene und umweltbezogene Kriterien sowie die Hygieneanalyse in eine Studie einzubeziehen, erweist sich angesichts der vorliegenden Ergebnisse als richtig.
  • Die entwickelte Bewertungsmatrix ist geeignet, um Risiken für das Tierwohl und die Tiergesundheit in Milchkuh haltenden Betrieben zu erkennen. Allerdings ist diese Methode sehr aufwendig! wenn sie für alle Haltungsgruppen eines Betriebes angewendet wird.
  • Das vorliegende System bietet aber die Möglichkeiten zur Erkennung von Schwachstellen und Alarmschwellen für ausgewählte Kriterien. Die tatsächlichen Ursachen müssen in weiteren Untersuchungen zur Haltungshygiene eruiert werden.
  • Mithilfe der beschriebenen Systeme lässt sich eine objektive Einschätzung der Tierhygiene, des Tierwohls und der Tiergesundheit vornehmen sowie ein Betriebsvergleich in Milchkuh haltenden Betrieben im Ansatz realisieren.
  • Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass die Bedingungen auf den Betrieben starken jahreszeitlichen und witterungsabhängigen, aber auch ökonomisch bedingten Schwankungen unterliegen, die sich auf alle Teilaspekte der Hygieneanalyse auswirken.
  • Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse eines einmaligen Bestandsbesuches eine allgemein gültige Einschätzung der Betriebe liefern.
  • Aus diesem Grund soll der hier dargestellte Ansatz als Beratungsinstrument verstanden werden, welches nur durch regelmäßige Wiederholung der Ausführungsebene und kontinuierliche Begleitung der Betriebe im Sinne einer integrierten Bestandsbetreuung seine Validität erlangt.
  • Die Ergebnisse liefern eine Handlungsempfehlung für Tierärzte und Landwirte, die als Grundlage für eine einheitliche Bewertung und Auswertung in den Tierbeständen geeignet ist.
  • Das Analyse- und Bewertungssystem (Systemanalyse Rind) wurde im Rahmen des Projektes in seinen Grundstrukturen entwickelt und an ausgewählten Betrieben erprobt. Vor einem breiten Praxiseinsatz sind weitere Entwicklungen und Erprobungen zwingend erforderlich.

Die Abkalbung ist der sensibelste Haltungsabschnitt für Kuh und Kalb. Hier können Probleme entstehen, die weitreichende und lang nachwirkende Folgen haben.

Mit den Ergebnissen soll der landwirtschaftlichen Praxis ein neu gestaltetes Haltungsverfahren für die Abkalbung von Färsen und Kühen zur Verfügung gestellt werden, das hygienisch gut kontrollierbar ist und ethologischen Anforderungen Rechnung trägt.

Angestrebt war eine möglichst kurze Einzelhaltungsphase, mit Sichtkontakt zur verbleibenden Tiergruppe, mit tiergerecht (trittsicher, weich und trocken) ausgeführten und leicht zu reinigenden Liege- und Laufflächen und mit der Möglichkeit der Durchführung der Erstversorgung von Kuh und Kalb (Füttern, Tränken, Kontrollieren, Melken, Behandeln).

Insgesamt sollen mit den Ergebnissen Möglichkeiten für die Milchrindhalter aufgezeigt werden, die Abkalbehygiene zu verbessern, Stressbelastungen zu reduzieren und die Gesundheit von Kuh und Kalb zu verbessern.

Projektergebnisse:

  • Das Verfahren der Abkalbung in Einzelboxen, in welche die Kühe unmittelbar vor der Kalbung aus der Gruppenhaltung umgestallt werden, kann aus Sicht des Tierverhaltens, der Tiergesundheit und der Arbeitswirtschaft der Praxis empfohlen werden.
  • Entscheidend für die erfolgreiche Nutzung des Verfahrens ist eine optimale Vorbereitung der Kühe auf die Kalbung (z.B. Körperkondition, Mineral- und Spurenelementhaushalt) und die lückenlose Überwachung der Kühe, deren Kalbung unmittelbar bevor steht, durch erfahrene, routinierte und umsichtige Mitarbeiter.
  • Aus der Untersuchung des Cortisolgehaltes im Blutserum der Kühe ergeben sich Hinweise dafür, dass Cortisol nicht nur auf äußere Stressoren reagiert. Die extrem hohen Niveauunterschiede zwischen den untersuchten Herden lassen einen deutlichen Einfluss anderer, noch nicht näher quantifizierte Stressoren vermuten.
  • Die Vermutung, dass die Abkalbung in den Einzelboxen »hygienischer« abläuft, als in Gruppenhaltungssystemen auf Stroh, konnte durch die bakteriologischen Untersuchungen nicht bewiesen werden.
  • Die Verwendung von geeignetem Einstreumaterial in Abkalbeboxen wird aus Sicht des bei der Mehrzahl der Kühe beobachteten Nestbauverhaltens empfohlen.

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Steffen Pache

Telefon: 034222 46-2209

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: steffen.pache@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Evelin Ullrich

Telefon: 034222 46-2218

Telefax: 034222 46-2090

E-Mail: Evelin.Ullrich@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Ilka Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2212

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: ilka.steinhoefel@smekul.sachsen.de

Partner im Projekt

FU Berlin Inst. F. Tier- und Umwelthygiene Prof. Dr. U. Rössler 

FU Berlin Klinik f. Klauentiere Prof. Dr. K. Müller

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