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Tomatenminiermotte "Tuta absoluta"

Miniergänge in einer Tomatenfrucht © LfULG

Die Tomatenminiermotte stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde im Jahr 2006 nach Europa (Spanien) eingeschleppt. In Hessen wurde der Nachweis erbracht, dass die Puppen dieser Motte im Freiland überwintern, daher besteht die Gefahr der Ausbreitung. Die Tomatenminiermotte ist aufgrund der grauen Grundfarbe mit schwarz gesprenkelten, grausilbrigen Flügeln relativ einfach zu erkennen. Sie hat lange, fadenförmigen Fühler, die aus 5–6 perlartig aufgereihten Gliedern bestehen. Die ausgewachsenen Motten erreichen eine Länge von 6–7 mm, die Flügelspannweite kann bis zu 10 mm betragen. Die Motte ist bei Tag kaum zu finden, da die erwachsenen Tiere nachtaktiv sind und sich tagsüber zwischen Blättern verstecken.

Hauptwirtspflanze ist die Tomate, aber auch andere Nachtschattengewächse wie Aubergine, Paprika und Petunie werden befallen, ebenso die Kartoffel, bei der allerdings nur das Kraut befallen wird. In Sizilien wurde auch Befall an Buschbohnen festgestellt.

Die Weibchen legen ihre über 250 Eier einzeln ober- und unterseits an die Blätter, an die Stängel und an die Kelchblätter der Früchte ab. Die abgelegten Eier sind zylindrisch, klein und von cremigweißer bis gelber Farbe. Bereits 4-5 Tage nach der Eiablage schlüpfen die grünlichen oder rosa gefärbten Eiraupen und dringen in die verschiedenen Pflanzenorgane ein. In den Blättern fressen sie unregelmäßige, fleckenförmige Gänge. Dadurch lassen sie sich deutlich von den welligen, zum Teil kreisenden, feinen Fraßgängen der Minierfliegen der Gattung Liriomyza unterscheiden. Insgesamt werden 4 Larvenstadien durchlaufen. Die Entwicklungsdauer ist temperaturabhängig. Unter günstigen Bedingungen können sich jährlich bis zu 12 Generationen entwickeln. Die Tomatenminiermotte überwintert meist im Puppenstadium im Boden. Sobald wieder günstigere Bedingungen herrschen, nimmt sie die Weiterentwicklung wieder auf.

Über große Distanzen erfolgt die Ausbreitung meist mit Pflanzenmaterial aus Befallsgebieten, vor allem Früchte und Jungpflanzen, sowie deren Verpackungs- und Transportmaterial. Über kürzere Distanzen kann der Schädling durch aktiven Flug und mit Hilfe von Windverwehungen verschleppt werden.

Die flächigen Miniergänge erinnern an die Form eines Eichenblatts. Die Blatthaut bleibt unbeschadet bestehen, nur die Zellen im Blattinnern werden gefressen. Der Zwischenraum verfärbt sich später dunkel.

Die Larven können die Blattminen auch verlassen und Stängel und Früchte befallen. Die Stängel werden durch Larvenfraß ausgehöhlt. Die Folge sind Missbildungen, Wachstumshemmungen und Welke. Ein starker Befall kann zu komplettem Blattsterben führen und den Totalausfall einer Kultur zur Folge haben.

Einzelne Gegenmaßnahmen für sich erzielen nur eine Teilwirkung. Vorbeugende Maßnahmen wie der Einsatz von Pheromonfallen (empfohlen werden 2-4 Fallen/ha), die Kontrolle des Pflanzmaterials und regelmäßige Kontrollen der Kulturen sind jedoch ausschlaggebend, um durch rechtzeitiges Erkennen das Schadensrisiko durch die Miniermotte in Grenzen zu halten. Entscheidend für einen Bekämpfungserfolg sind konsequente Hygienemaßnahmen. Dazu gehören das Entfernen von Unkräutern (v. a. Schwarzer Nachtschatten), auch in der Nähe von Gewächshäusern, das Vermeiden von Stapeln gebrauchter Verpackungskisten, in denen sich Falter verstecken können und das sofortige Räumen sowie das fachgerechte Kompostieren oder Vergraben abgeernteter Kulturpflanzen. Weiter sollten keine Zierpflanzen aus der Familie der Solanaceen im Gewächshaus überwintert werden. Die direkte Bekämpfung der Larven der Tomatenminiermotte ist schwierig. Die Larven in den Minen sind schwer mit Kontakt-Insektiziden bekämpfbar. Der wiederholte Einsatz von Insektiziden hat allerdings in manchen Ländern bereits zu Resistenzen des Schädlings gegen einige Wirkstoffe geführt. Eine vorbeugende Behandlung mit Hilfe des Einsatzes von Dispenser Isonet T ist in Gewächsauskulturen wie Tomate, Gemüsepaprika und Aubergine eine wirksame Alternative. Nur das Ausschöpfen aller verfügbaren Maßnahmen führt zu einem ausreichenden Bekämpfungserfolg. Für eine effiziente Bekämpfung des Schädlings müssen die Kulturen ab Flugbeginn regelmäßig mit BT-Präparaten behandelt werden, damit ausschlüpfende Raupen die Bakterien aufnehmen. B. thuringiensis wird von allen im Tomatenanbau eingesetzten Nützlingen vertragen! Ergänzend müssen bei den Pflegearbeiten alle Blätter mit Platzminen ausgebrochen und vernichtet werden (Hausmüllsäcke hermetisch verschließen oder Verbrennung).

Wichtig für die biologische Bekämpfung ist ein guter Besatz mit Macrolophus pygmaeus. Entsprechend dem Befall muss ein mehrmaliger Einsatz von M. pygmaeus. Daher verbessern alle Maßnahmen, welche die Entwicklung von Macrolophus pygmaeus fördern, wiederum die Bekämpfung von T. absoluta:

  • Zufüttern mit Ersatzfutter (Eier von Getreidemotten (Sitotroga) oder Mehlmotten (Ephestia)) zum schnelleren Populationsaufbau, Verteilung der Eier im Bestand am besten im Verblaseverfahren (z. B. Airbug)
  • Entblättern in den Zuchtreihen von Macrolophus unterlassen, um keine Larven oder Eier aus dem Bestand zu entfernen

Unbedingt die Verträglichkeit von Pflanzenschutzmitteln durch Macrolophus beachten, da diese Raubwanze die empfindlichste aller Nützlinge ist! Will man die im Tomatenanbau notwendige Schlupfwespe Encarsia gegen Weiße Fliege sowie Macrolophus und Trichogramma gegen Miniermotten schonen, dürfen die oben genannten Insektizide nur zur Herdbehandlung eingesetzt werden! Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln sollte als Notmaßnahme aufgespart werden, wenn die biologische Bekämpfung nicht mehr ausreicht.

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