Umweltgerechte Ernährung von Milchrindern

Optimierte Nährstoffversorgung von Milchrindern bei minimiertem N-, P-, K-, Cu-, Zn-Einsatz, hoher Leistung und weitgehendem Verzicht auf Futtermittelimporte und –zusatzstoffe

Projektlaufzeit:

03/2016 - 02/2020

Impressionen:

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(© Kuhnitzsch)
Schlauchpresse
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Körnerleguminosen
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(© Kuhnitzsch)
gehäckselte Leguminosenganzpflanze
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(© Kuhnitzsch)
Futterannahme im Trockenwerk

Einordnung:

Auswertungen im Sächsischen Messnetz "Futtermittel" belegen, dass 97 % der Milchviehbetriebe in Sachsen im Vergleich zur Versorgungsempfehlung N-Überschuss ausweisen, 75 % P-Überschuss, 85 % Kupfer- und Zinküberschuss  und 52 % zu hohe Kaliumgehalte nachweisen. Bei 187.000 Milchrindern werden so z.B. im Jahr 11.000 t N, 1.000 t P und 150 t Zink überversorgt, d.h über der Versorgungsempfehlung vorgehalten.  Zusätzlich wird in der Versorgungsempfehlung ein ca. 20 %-iger Sicherheitszuschlag gewährt, welcher Unzulänglichkeiten in der Fütterungspraxis ausgleichen soll. 94% der Ammoniakemissionen in Deutschland gehen auf die Landwirtschaft zurück.  Gemäß der Emissionsberichterstattung 2013 stammt der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Ammoniak-Emissionen aus der Rinderhaltung (52 %). Sachsen mit einer erhöhten Konzentration der Tierzahl in Milchviehanlagen muss gangbare Wege aufzeigen, wie sich Stickstoffemissionen aus Milchviehbeständen tier- und produktionsgerecht reduzieren lassen. Gerade in der Rinderhaltung gibt es kaum praxistaugliche Techniken zur Ammoniakreduzierung. Die Emissionshöchstmenge von 550 Kilotonnen NH3/Jahr, die seit 2010 nicht mehr überschritten werden darf, wird von Deutschland nur knapp eingehalten. Bis zum Jahr 2020 ist eine weitere Senkung der Ammoniakemissionen vorgesehen. Daher ist der Untersuchung von Ammoniakminderungsmaßnahmen in der Milchviehhaltung hohe Priorität zuzuordnen. Die Phosphatbelastung von Wasser ist ein altbekanntes Problem. Während man in der Schweinemast eher Interesse an der bedarfsgerechten Phosphorversorgung zeigt, wird P dem Mineralfutter von Rindern meist ohne Nachweis der Notwendigkeit zugefügt mit Folgen für Futterkosten und Umwelt. Auf die Probleme Sachsens mit der Überversorgung an Spurenelementen wurde in LfULG-Projekten der letzten Jahre hingewiesen.

Projektziele:

  • Minimierung der N-, P-, K-, Cu -, Zn – Ausscheidung / Emissionen durch streng bedarfsgerechte Versorgung der Milchrinder bei konsequenter Nutzung neuester analytischer Parameter der Futterbewertung und der Fütterungskontrolle über Milch, Kot und Harn
  • weitgehender Verzicht auf Futterzusatzstoffe und Futtermittelimporte
  • Ableitung und Evaluierung von Indikatoren zur Bewertung der Fütterungspraxis für den umweltseitigen Hoheitsvollzug

Projektergebnisse:

  • Luzernetrockengrün vs. Luzernesilage:
    Zur Verbesserung der Proteinversorgung und -verwertung im Milchkuhbetrieb und zur Stärkung regionaler N-Kreisläufe, bietet sich die technische Trocknung proteinreicher Grobfuttermittel, wie Luzerne, Klee oder auch Gras, als Alternative zur Silierung an.
  • Hofeigene Sojavollbohnen vs. Rapsextraktionsschrot:
    Regional erzeugte und wärmebehandelte Sojavollbohnen können traditionelle Proteinkonzentrate, wie Rapsextraktionsschrot, in Rationen für Hochleistungsrinder ersetzen und somit die N-Kreisläufe in den Betrieben schließen helfen. 
  • Weizenpressschlempe vs. Rapsextraktionsschrot:
    Regionale Nebenprodukte der Nahrungs- und Genussmittelindustrie und der Bioenergieerzeugung sind attraktive Futtermittel für Wiederkäuer. Proteinreiche Pressschlempen aus der Bioethanolerzeugung können traditionelle Proteinkonzentrate, wie Rapsextraktionsschrot, in Rationen für Hochleistungsrinder ersetzen.
  • Erbsen vs. Rapsextraktionsschrot:
    Regional erzeugte Körnerleguminosen können eine wertvolle Ergänzung in der Proteinversorgung und zur Entlastung der Phosphorversorgung in der Milchkuhfütterung sein. Ihr sinnvoller Einsatz, auch im Sinne der umweltgerechten Fütterung, erfordert zwingend eine hydrothermische Aufbereitung.
  • Erbsen-GPS vs. Grassilage:
    Der Einsatz von wärmebehandelter Erbsen-GPS statt Grassilage ist grundsätzlich möglich und für futterknappe Jahre eine Alternative. Der hohe Aufwand und das vorhandene Risiko bei der Silierung und Aufbereitung der GPS rechtfertigt aktuell jedoch keine Empfehlung zur Anwendung des Verfahrens in der Fütterungspraxis.  
  • Pressschnitzelsilagen in der Sommerfütterung:
    Pressschnitzel sind nach wie vor ein wertvolles und preiswürdiges Futtermittel für Wiederkäuer, insbesondere im pansenphysiologischen Grenzbereich. Aufgrund der aeroben Instabilität bleibt jedoch ihr Einsatz in den Sommermonaten begrenzt. Konserviermitttel, welche bereits in der Zuckerfabrik appliziert werden, können daran aktuell noch nichts ändern. Für kleinere bis mittlere Betriebe, kann die Silierung der Saftfuttermittel in Folienwickelballen eine sinnvolle Lösung sein.
  • Zuckerrübenmischsilage vs. Maissilage:
    Eine Mischsilierung von Zuckerrüben und trockenen Grobfuttermitteln ist möglich. Wenn es allerdings nicht gelingt den Aschegehalt der zuckerreichen Hackfrüchte vor einer Mischsilierung bzw. auch vor der Verfütterung auf unter 5 % zu senken, dem gelingt es auch nicht positive Veredlungseffekte der Rübe über die Milchkuhfütterung zu erzielen.

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Siriwan Martens

Telefon: 034222 46-2203

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Siriwan.Martens@smekul.sachsen.de

Partner im Projekt

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät III, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften

Frau Prof. Dr. Annette Zeyner

Publikationen im Projekt

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