Infektiöse Faktorenkrankheiten

Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zum strukturierten Vorgehen zur Minimierung von Faktorenerkrankungen in der Rinderhaltung

Projektlaufzeit:

11/2017 - 02/2020

Projektziel:

Ziel des Projektes war die Bewertung der Haupteinflussfaktoren im Bereich Haltung und Management auf die Entstehung von infektiösen Faktorenkrankheiten sowie die Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Vermeidung dieses Erkrankungskomplexes. Die Empfehlungen zum Strukturierten vorgehen sollen die Erarbeitung einzelbetrieblicher Strategien zur Verbesserung der Tiergesundheit unterstützen. Dabei waren Erkrankungen wie die Mastitis der Milchrinder, die Pneumonie und die Enteritis der Kälber im Fokus der Betrachtung.

Bei infektiös bedingten Faktorenkrankheiten reicht die krankheitsauslösende Kraft (Pathogenität) des Krankheitserregers allein nicht aus, es sind meist ubiquitär vorhandene Erreger am Krankheitsgeschehen beteiligt. Es bedarf weiterer Komponenten, die zur Schwächung des Immunsystems führen. Diese Komponenten wie z.B. Stress, Mängel in der Haltung und Fütterung sollen über die Tierhygienekennziffer (THKZ), die Tierwohlkennzahl (TWKZ) und die Tiergesundheitskennziffer (TGKZ) beschrieben und beeinflusst, sowie eine Reduktion des Arzneimitteleinsatz erreicht werden.

Projektergebnisse:

Am Projekt nahmen 10 Betriebe teil. Die Betriebe hielten vor Projektbeginn durchschnittlich 909 Milchkühe und wiesen eine Reproduktionsrate von 35% (Minimum: 32%; Maximum: 38%) auf. Die Milchmenge der Milchkühe reichte von 8.294 kg bis 10.566 kg (Mittelwert: 9.535 kg). Die Lebensleistung der gemerzten Kühe lag bei durchschnittlich 28.010 kg und reichte von 23.347 kg bis 36.031 kg

Gesunde und leistungsfähige Tiere stellen die Grundvoraussetzung einer sicheren Lebensmittelproduktion dar. Hierfür sind prophylaktische Maßnahmen der integrierten Bestandsbetreuung, wie die Optimierung der Haltungsbedingungen und der Hygiene, wesentliche Instrumente zur Erhaltung und Verbesserung der Tiergesundheit. Ziel des Projektes war somit die Bewertung der Haupteinflussfaktoren im Bereich der Haltung und des Managements auf die Entstehung von ausgewählten infektiösen Faktorenkrankheiten. Die Veränderungen sind u.a. messbar in der Minimierung des Antibiotikaverbrauches.

Infektiöse Faktorenerkrankungen benötigen zur Entstehen zu einem Krankheitserreger mehrere begünstigende Begleitumstände, die zur Schwächung des Immunsystems des Tieres führen. Diese begleitenden Faktoren sind vielfältig und häufig nicht eindeutig zu identifizieren. Hierzu gehören Stressanfälligkeit, Mängel bei der Biosicherheit, Schwächung der Immunität, Mängel bei den Haltungsbedingungen, die Genetik, die Fütterung, die Herdengröße und v.m.

Schlussfolgerungen:

  • Aller guten Dinge sind Drei: Die Analyse und Verknüpfung der Ergebnisse von Tierhygiene, Tiergesundheit und Tierwohls erwies sich als nützliches Tool, Schwachpunkte hinsichtlich der Betriebsabläufe und des Status der Projektbetriebe zu identifizieren um daraus Maßnahmen zur Minimierung der infektiösen Faktorenkrankheiten abzuleiten.
  • Vorbeugen ist besser als Heilen: Es zeigte sich, dass Prophylaxemaßnahmen und Tiergesundheitskontrollen nur in manchen Betrieben systematisch und konsequent umgesetzt wurden. Diese sind aber die Voraussetzung um die Tiergesundheit zu verbessern.
  • Was der Bauer nicht kennt: Eine zentrale Bedeutung für die Tiergesundheit haben Verfügbarkeit und Ausbildung der verantwortlichen Mitarbeiter. Sind entsprechend geschulte Mitarbeiter verfügbar, können diese die Haltung und das Management der Tiere maßgeblich beeinflussen und die Tiergesundheit verbessern.
  • Der Teufel steckt im Detail: Der Einsatz verschiedener Methoden zur Erfassung und Beurteilung der Tiergesundheit der Projektbetriebe war mit einem sehr hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden, hat sich aber als dringend Notwendigkeit zur Erhöhung der Datenqualität herausgestellt.
  • Wer schreibt der bleibt: Es zeigte sich, dass eine gute Dokumentation die Basis für ein effektives Tiergesundheitsmanagement ist. In den Projektbetrieben war die Dokumentation der Erkrankungen sehr heterogen. Eine Auswertung der Tiergesundheit, welche ausschließlich auf der Basis der durch die Mitarbeiter dokumentierten Erkrankungen beruht, ist nicht sinnvoll. Die Dokumentation sollte auf breitere Schultern (Tierarzt, Herdenmanager) verteilt werden.
  • Wissen ist Macht: Voraussetzung für eine qualifizierte betriebliche Analyse des Antibiotikaverbrauchs ist eine gute für den Betreib auswertbare Dokumentation. Nur dann ist eine qualifizierte Auswertung und Ableitung eines Maßnahmenplanes zur Reduktion des Antibiotikaverbrauchs möglich. Betriebe sollten den Antibiotikaverbrauch jährlich kontrollieren und Minimierungsstrategien entwickeln.
  • Gegensätze ziehen sich an: Hinsichtlich des Einsatzes von Antibiotika bestehen teilweise erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben. Dies betrifft nicht nur die Gesamtmenge an Antibiotika, sondern v.a. die prozentuale Mengenverteilung der verschiedenen Wirkstoffgruppen. Auf jeden Topf seinen Deckel.: Aus diesem Grunde müssen Minimierungsstrategien bezüglich des Antibiotikaverbrauchs betriebsspezifisch ausgelegt sein.
  • Mit Fleiß einen Preis: In allen Betrieben konnte nach den Empfehlungen zur Verbesserung der Tierhygiene und der Tiergesundheit sowie den empfohlenen Maßnahmen zur Reduktion der besonders kritischen Antibiotika im zweiten Jahr eine Abnahme des Antibiotikaverbrauchs bei den kritischen Wirkstoffgruppen festgestellt werden.
  • Tue Gutes und rede darüber: Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen führte im zweiten Beobachtungszeitraum zu einer Abnahme der Behandlungszahlen bei Eutererkrankungen, Kälberdurchfall und Lungenentzündungen, die zum Erkrankungskomplex Faktorenkrankheiten zählen.
  • Credo: Eine ganzheitliche Analyse ist notwendig um die Zusammenhänge zu erkennen. Kontrollen und Prophylaxemaßnahmen sind notwendig auch wenn sie Zeit- und Arbeitsaufwendig sind. Die Qualifikation der Mitarbeiter entscheidet über den Betriebserfolg. Eine gute Dokumentation gestattet eine saubere Auswertung und ist die Voraussetzung für die richtigen Maßnahmen. Das Projekt hat in den Betrieben eine Verbesserung der Tiergesundheit und des Tierwohls bewirkt.

Abschlussbericht

Zaun vor Rinderanlage

© Autoren

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Evelin Ullrich

Telefon: 034222 46-2218

Telefax: 034222 46-2199

E-Mail: evelin.ullrich@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Partner im Projekt

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