23.11.2023

Bio-Treff Verarbeitung & Qualität: Regionale Haferprodukte für Sachsen

© LfULG, Rafael Bruns

Der 4. Bio-Treff Verarbeitung & Qualität des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau am 9. November drehte sich rund um das Thema regionaler Hafer und welche Produkte aus diesem in Sachsen entwickelt werden könnten. Neben einer Verkostung verschiedener Haferdrinks und weiterer bereits am Markt besteheneden Haferprodukte, gab es genug Zeit für Erfahrungsaustausch und Vernetzung. Mit fachlicher Expertise konnten die beiden Referenten Achim Fießinger mit dem regionalen Haferdrink Havelmi aus Brandenburg und Benedikt Maschke mit dem Unternehmen NECTARBAR, welcher DIY-Sets für die Herstellung von Hafer-Drink vertreibt, unterstützen.

Auf der Suche nach Alternativen: Regionale Hafer-Produkte für Sachsen

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Hafer ist als gesundes Lebensmittel in der Gesellschaft bekannt und findet regelmäßig seinen Weg auf den Speiseplan vieler Menschen. Ob Haferflocken oder Hafer-Drink: Produkte aus Hafer erfreuen sich steigender Beliebtheit und Absatzmärkte. Vor allem Hafer-Drinks haben in den letzten Jahren deutlich an Popularität als Milchersatzprodukt gewonnen und stehen auf Platz 1 der Milchalternativen, vor Soja-, Mandel-, und Kokosdrink. Hafer-Drinks machen einen Anteil von sechzig Prozent der verkauften Milchalternativen aus. Das geht unter anderem zu Lasten der Kuhmilch, welche in den letzten Jahren einen rückläufigen Absatz zu verzeichnen hat.

 

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Milchersatzprodukte gibt es in jedem Supermarkt in diversen Ausführungen, von verschiedenen Herstellern und in unterschiedlichen Preiskategorien. Nur regionale Milchalternativen gibt es bisher wenig auf dem Markt. Hersteller von Milchersatzprodukten in manufakturähnlichem Stil sind an einer Hand abzuzählen. Und hier kommt der heimische Hafer ins Spiel, denn durch den regionalen Anbau, welcher bei Mandel oder Kokos nicht gegeben ist, geben Produkte aus Hafer die Chance auf Importe zu verzichten und die regionale Wirtschaft zu stärken.

Gibt es in Sachsen die Möglichkeit ein regionales Hafer-Produkt - egal ob Milchalternative oder sächsische Haferflocken - auf den Markt zu bringen? 

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Hat der sächsische Markt Bedarf an einem solchen Produkt?

Diese Fragestellungen brachten Akteure der sächsischen Wertschöpfungskette aus Landwirtschaft, Verarbeitung wie Molkerei und Mosterei sowie Handel zum Bio-Treff mit. Auftakt der Veranstaltung war ein Input des Öko-Kompetenzzentrums zu Zahlen, Daten und Fakten rund um den Hafer-Anbau, Marktentwicklungen und innovativen Hafer-Produkten, die derzeit den Markt bestimmen. Anschließend waren die Teilnehmenden mit einer sensorischen Blind-Verkostung von sechs verschieden Hafer-Drinks gefragt.

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Die Drinks unterschieden sich in Marke oder Handelsmarke, Demeter oder konventionell und regionale oder Importwaren sowie durch unterschiedliche Inhaltsstoffe. Die Teilnehmenden beurteilten die Drinks nach Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl und werteten in einem Sensorik-Protokoll die einzelnen Kriterien aus. Als Alternativkriterium konnte der Geschmack des jeweiligen Hafer-Drinks in Kombination mit Kaffee bewertet werden - ein ausschlaggebendes Kriterium für jeden Kaffeetrinker! 

Besonders spannend gestaltete sich die Abstimmung des Top- und Flop-Drinks. Leider gewann der Hafer-Drink eines konventionellen Großkonzerns, gefolgt von zwei Bio-Hafer-Drinks - wobei wie immer die Meinungen auseinander gingen…

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Anschließend berichtete Achim Fießinger über den Hafer-Drink Havelmi, die Havelmi eG als dahinter stehende Unternehmung sowie Chancen und Herausforderungen der letzten Jahre und der Zukunft. Havelmi wird in einer Glasflasche vor allem in Brandenburg und Sachsen vermarktet. Statt der geplanten dreiviertel Stunde verlängerte sich sein Vortrag durch sehr spannenden Input zum Thema Verarbeitung und der Vermarktung. Absolut kein Problem, denn die Teilnehmenden stellten viele Fragen an den Praktiker und hatten einen großen Wissensdurst. Neben dem Hafer-Drink brachte Achim Fießinger Hafer-Joghurt mit unterschiedlichen Zubereitungsweisen mit, welcher derzeit in der Entwicklung ist. Die Herstellung ist kein einfaches Unterfangen, wie er erklärte.

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Benedikt Maschke von NECTARBAR gab spannenden Input in den Vertrieb von DIY-Sets für die Herstellung von Hafer-Drinks beim Endverbraucher zu Hause. Die Sets bestehen aus nachhaltigen und ökologischen Rohstoffen. Zudem klärte er über die bei der Herstellung essentielle Zugabe von Enzymen auf und brachte zur Veranschaulichung Hafer-Drinks, die sich in der Zugabe der Menge und Art von Enzymen unterschieden, zur Verkostung mit.

Kurz zusammengefasst sind folgende Punkte bei der Herstellung und Verarbeitung bedeutend:

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  • Milchersatz-Produkte, insbesondere Hafer-Drinks, sind fest im Lebensmittel-Sortiment etabliert und nicht mehr wegzudenken.
  • Die nicht-industrielle Verarbeitung von Hafer-Drinks ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. In den Prozessen steckt viel Handarbeit. Die Herstellung ist zudem eine technologische Herausforderung, da andere Eigenschaften als bei der Milch gegeben sind.
  • Die Art und Anzahl der zugesetzten Enzyme sowie weitere Inhaltsstoffe wie Sonnenblumenöl sind maßgeblich für den Geschmack und die Konsistenz des Hafer-Drinks.
  • Für einen qualitativ guten Hafer-Drink ist viel Produktentwicklung und technisches Know-How gefragt.
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  • Der Einsatz von Mehrweg-Glasflaschen ist ökologisch sinnvoll, aber logistisch sehr aufwendig.
  • Das Alleinstellungsmerkmal »Regionalität« ist nicht ausreichend für eine Kaufentscheidung, da viele Kunden das Bundesgebiet als Regional definieren.
  • Der Vertrieb über den konventionellen und biologischen Groß- und Einzelhandel ist durch enorme Hürden bei der Listung für einen eher kleinen Marktakteur eine Herausforderung.
  • Der Zusammenschluss kleinerer Akteure in Verarbeitung, Logistik und Vertrieb ist notwendig.

Durch die aufschlussreichen Vorträge war der Veranstaltungstag sehr schnell vorbei, weshalb der letzte Punkt auf der Agenda – Diskussion und Vernetzung mit dem Ziel des Aufbaus einer regionalen Wertschöpfungskette Hafer – leider in den Hintergrund rücken musste. Jedoch war es zunächst wichtig die vielen Fragen zu klären, bevor das Wissen in die Praxis umgesetzt werden kann. Daher wird es voraussichtlich eine Folgeveranstaltung im Winter 2024 für die Entwicklung eines regionalen Hafer-Produktes für Sachsen geben.

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