Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Stuten der Rasse Deutsches Sportpferd für die mitteldeutschen Zuchtverbände
Projektlaufzeit 07/2006 - 06/2008
Projektziele:
- In dem Gemeinschaftsprojekt der Länder Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sollten die wissenschaftlichen Grundlagen zum Aufbau einer Zuchtwertschätzung (ZWS) für die Rasse »Deutsches Sportpferd« im mitteldeutschen Zuchtgebiet gelegt werden.
- Die Informationen der Fohlenbewertung, der Stutbuchaufnahme und der Zuchtstutenprüfung, sowie der Auktionssichtungen und Veranlagungsprüfungen der Hengste sollten einbezogen werden.
- Unter Berücksichtigung neuer Datenquellen und Merkmalskomplexe sollte dieses Schätzsystem ergänzend zur bundesweiten Integrierten Zuchtwertschätzung in die praktische Zuchtarbeit einbezogen werden können.
Projektergebnisse:
Analysiert und ausgewertet wurden umfangreiche Daten der mitteldeutschen Pferdezuchtverbände.
Die Analyse der Pedigreestruktur (Stammbaum) der Leistungstiere zeigte eine für die Pferdezucht typische Eltern-Nachkommen-Verteilung. Das durchschnittliche Generationsintervall betrug 9,5 Jahre (Vater – Tochter) bzw. 9,0 Jahre (Mutter – Tochter), wobei ein erkennbarer Trend zur Verkürzung zu verzeichnen war.
In Bezug auf die rassebezogene Abstammungsstruktur konnte ein substantieller Zufluss von genetischem Material festgestellt werden. Die Population wies genetische Anteile verschiedener deutscher Reitpferdepopulationen und typischer Veredlerrassen auf. Etwa 15 % der Pferde gingen auf Vererber aus dem Kernzuchtgebiet des Deutschen Sportpferdes (BB, ST, SN, TH) zurück. Weiterhin dominierten in erster Generation Hengste der Zuchtgebiete Hannover, Holstein, Oldenburg und Westfalen.
Die Fohlenbeurteilung lieferte eine Beschreibung der Veranlagung des jeweiligen Tieres in den Eigenschaften Typ, Exterieur und Bewegung. Die genetischen Korrelationen dieser Merkmale zu Merkmalen der Stutbuchaufnahme und Zuchtstutenprüfung waren schwach positiv bis sehr hoch korreliert.
Die Einschätzung der Fohlenbeurteilung als frühes Selektionsinstrument erforderte eine differenzierte Betrachtung der Merkmalskomplexe, wobei für die Typ- und Exterieurmerkmale aufgrund der hohen genetischen Korrelationen eine zuverlässige Vorhersage getroffen werden konnte.
Abschließend erfolgte eine Systematisierung der Merkmalskomplexe in die Gesamtzuchtwerte Springen, Dressur und Exterieur. Die Schätzung von insgesamt 22 Einzelzuchtwerten wurde durchgeführt. Die Schätzung eines Gesamtzuchtwertes Fohlenbeurteilung wurde speziell im Hinblick auf eine frühe Einschätzung junger Hengste als sinnvoll beurteilt. Der Bezug der vorgelegten Ergebnisse zu ausgewählten Zuchtwerten des Integrierten Schätzsystems wurde nachgewiesen. Die Vorbereitung und Realisierung der Überführung in die Praxis wurde vorgenommen.
Im Ergebnis des Projektes wurden die mitteldeutschen Pferdezuchtverbände erstmals in die Lage versetzt, selbständig die Zuchtwertschätzung (ZWS) als Arbeitsmittel und modernes Zuchtverfahren für die züchterische Praxis auf der Grundlage verbandseigener Daten zu nutzen (verbandsinterne ZWS). Der zeitnahe Datenbezug (jährliche Ergänzung einer gleitenden Datenbasis) ermöglicht frühestmögliche Auswertungen für züchterische Entscheidungen.
Zuchtwerte für Stuten und Hengste, die sich auf die Teilzuchtwerte Exterieur, Dressur und Springen beziehen und auf insgesamt 20 Einzelzuchtwerte gestützt sind, können nunmehr routinemäßig geschätzt werden.
Partner im Projekt
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Auftragnehmer) Professur für Tierzucht
Ansprechpartner zum Projekt
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referat 74: Tierzucht, Tierhygiene
Dr. Matthias Karwath
Besucheradresse:Sächsisches Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Schlossallee 1
01466 Moritzburg
Telefon: (034222) 46 2130
Telefax: (034222) 46 2190
E-Mail: matthias.karwath@smul.sachsen.de
Webseite: http://www.smul.sachsen.de/lfulg