Praxisempfehlung Transfermulch in Mais und Kartoffel
In dieser Praxisempfehlung wird der Lösungsansatz der Nutzung des Futterleguminosen-Aufwuchses als Transfermulch vorgestellt.
Problemstellung und Lösungsansatz
Im Ökolandbau dient der Anbau von Futterleguminosen auch in viehlosen Betrieben der N-Bereitstellung. Oftmals fehlen Verwertungsoptionen und das Mulchen und Belassen des Aufwuchses auf der Fläche ist praxisüblich. Die Folge ist eine verringerte N-Fixierleistung und damit ein ineffizientes Nährstoffmanagement im Fruchtfolge-System. Intensive Bodenbearbeitung und anhaltend offener Boden führen insbesondere bei Starkniederschlägen oder ausgetrockneten Böden zu einem erhöhten Erosionspotential.
Die Nutzung des Futterleguminosen-Aufwuchses als Transfermulch
Gewährleistet wird ein direkter Nährstofftransfer in den Mais- und Kartoffelbestand sowie eine indirekte Erhöhung der N-Fixierleistung im Leguminosenbestand durch eine verringerte N-Verfügbarkeit. Vor Wind- und Wassererosion schützt die Mulchdecke direkt mechanisch und indirekt durch erhöhte Bodenfeuchte und Infiltrationsfähigkeit.
- Praxisempfehlung Transfermulch in Mais und Kartoffel (*.pdf, 0,44 MB) Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau, LfULG
Kurz und knapp
Maßnahme |
Transfer von Futterleguminosen-Aufwuchs auf Anbauflächen von Mais und Kartoffeln |
Positive Effekte |
Erhöhung von: N-Fixierleistung, Erosionsschutz, Infiltrationsleistung und Bodenfeuchte |
Risiken |
Unzureichende Mulchmenge und erhöhte Verunkrautung |
Flächenverfügbarkeit |
Nehmerfläche zu Geberfläche: min. 1:1 bis 1:2 |
Anwendungsgszeit |
Frühjahr, kurz vor dem Auflaufen |
Technik |
Feld- /Anbauhäcksler, Breitstreuer/Ladewagen, ggf. Rollstriegel/Rollhacke |
Versuchsergebnisse
In einem vierjährigen Versuch untersucht das LfULG mit Projektpartnern die praktische Umsetzung und Effekte von Kleegras-Mulch im ökologischen Mais- und Kartoffelanbau. Aus den Erfahrungen und Ergebnissen der Jahre 2019 – 2021 leiten sich vorliegende Empfehlungen ab. Weitere Ergebnisse können im Zwischenbericht Projekt »VORAN« nachgelesen werden.
Die nachfolgenden Diagramme zeigen die Versuchsergebnisse zum Ertrag von Mais und Kartoffel in dt/ha und zu Effekten auf Infiltrationsleistung und Erosionsneigung im Mai durch die Anwendung von Transfermulch im Kartoffelanbau aus dem Projekt „Verbesserung ökologischer Fruchtfolgen mit Transfermulch für ein regeneratives, angepasstes Nährstoffmanagement – »VORAN«:
Planung
Fruchtfolge
- Das Verhältnis von Kleegrasfläche (Geberfläche) zu Mais- und/oder Kartoffelfläche (Nehmerfläche) sollte üblicherweise 1:1 bis 2:1 betragen
- Bei erwartbar geringem Aufwuchs (z.B. Trockenheit) sollte das Flächenverhältnis höher liegen
Nährstoffeffekte
- Grünschnittmulch ist gemäß DüV als Düngemittel mit wesentlichem N-Gehalt zu bewerten
- Zu berücksichtigen sind also die max. zulässigen N-Ausbringungsmengen laut Düngeverordnung
Umsetzung
Verfahrenstechnische Durchführung
- Kleegras mit Ackerfutter-Technik werben
- Häckseln des Grüngutes (6-10 cm) verbessert die Verteilgenauigkeit beim Ausbringen des Mulchs
- Die Ausbringung sollte möglichst frisch erfolgen
- Je kleiner C/N-Verhältnis und Häcksellänge des Mulchs, umso schneller ist die Umsetzung
- Die Auflagestärke muss an C/N-Verhältnis und Häcksellänge angepasst werden, um eine ausreichende Unkrautunterdrückung zu gewährleisten
- Eine Ausbringmenge von ca. 240 dt/ha bzw. eine Auflagenstärke von 10 cm kann eine ausreichende Unkrautunterdrückung erbringen
- In Dammkulturen und Reihenkulturen Anlage von Fahrgassen oder mit angepasster Spur ausbringen
- Ausbringungstechnik wie bei Mist oder Kompost
- optimal mit Breitstreuer, sonst mit Ladewagen
- auf gleichmäßige Verteilung achten
- Überlappung streuen
Alternative Anwendungs-Systeme
- Silierung des Kleegrasaufwuchses
- Möglich, wenn notwendige Schnitt- und Ausbringungs-Zeitpunkte nicht übereinstimmen
- Ausbringung jedoch nicht vor Regen aufgrund des Säuregehalts im Mulchmaterial
- Transfermulch-Systeme in Winterweizen (zum Schossen) und Winterraps (zur Aussaat, max. 60kg gesamt-N/ha) sind ebenfalls möglich und werden gegenwärtig im Projekt VORAN untersucht
Ausbringungszeitpunkt
- Schnittzeitpunkt möglichst kurz vor der Blüte
- Gewährleistet ein höheres C/N-Verhältnis
- Verhindert Samenverschleppung
- Aufbringungszeitpunkt im Maisanbau
- Kurz vor dem Auflaufen des Maises
- Blindstriegeln vor Aufbringung sinnvoll
- Aufbringungszeitpunkt im Kartoffelanbau
- Kühle Standorte: kurz vor dem Auflaufen
- Unkrautbekämpfung bis zu diesem Zeitpunkt mit Hackstriegel
- Warme Standorte: nach dem Legen möglich, erfordert jedoch mehr Mulchmasse
Bestandspflege
- Bei der Flächenauswahl sollte das Potential von Wurzelunkräutern berücksichtigt werden, diese werden durch die Mulchdecke nicht Unterdrückt und eine Bekämpfung ist kaum möglich
- Vor der Mulchausbringung sind die üblichen Pflegemaßnahmen möglich
- In der Mulchdecke sind Pflegemaßmaßnahmen problematisch, bei ausreichender Bedeckungsstärke in der Regel aber nicht notwendig
- in der Mulchdecke nur mit rollenden Werkzeugen (Sternrollhacke oder Rollstriegel) arbeiten, da gezogene Geräte schnell verstopfen.
- Samenverschleppung über den Mulch vermeiden
Weiterführende Informationen
- Zwischenbericht Projekt »VORAN« LfULG Sachsen
- Wasser sparen und Boden schützen mit Transfermulch Naturland Nachrichten 03/2021
- Mit betrieblichen Innovationen Bodenfruchtbarkeit und Nachhaltigkeit auf vieharmen und viehlosen Öko-Betrieben steigern BRAVÖ
- Transfermulch in Bio-Gewächshäusern FiBL