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Anpassungsbedarf - Ährenfusariosen

Infektionsbedingungen
Schadbild und Schadwirkung
Anpassungsstrategien

Oftmals wird angenommen, dass ein Zielkonflikt zwischen einem vorsorgenden Bodenschutz mit Hilfe der konservierenden Bodenbearbeitung einerseits und einer nachhaltigen Minderung der Fusariuminfektion andererseits besteht. Zielsetzung ist eine Anbaustrategie für dauerhaft konservierende Anbausysteme bei gleichzeitig nachhaltiger Minderung des Fusariumbefallsrisikos zur sicheren Erzeugung von gesunden Getreidepartien.

Infektionsbedingungen

Folgende Erreger treten auf:

  • Fusarium graminearum
  • Fusarium culmorum
  • Fusarium avenaceum
  • Fusarium poae

Die Infektion geht von der jeweiligen Vorfrucht aus. Insbesondere Stängel, Spindeln und Strünke von Körnermais fördern die Infektion, wenn sich diese an der Bodenoberfläche befinden. Auf diesen Pflanzenresten bilden sich zahlreiche Fruchtkörper (z. B. von Fusarium graminearum) aus, die bei entsprechender Witterung große Mengen an Ascosporen freisetzen. Gelangen die Sporen auf die Narben der Getreideblüte, führt das zu einer Infektion der Ähre (Blüte/ Spelzen und Kornanlagen/ Ährenspindel/ Ausbreitung zur Ährenbasis/ Abschnüren der Leitbahnen/ partielle Taubährigkeit). Nur bei Erfüllung der Temperatur- und Feuchtigkeitsansprüche (Temperaturen von 15 bis 20 °C bei Niederschlägen bzw. starker Taubildung) der Fusarium-Arten während des Ährenschiebens bis zum Ende der Getreideblüte kann es zu nennenswerten Fusariuminfektionen kommen.

Die konservierende Bodenbearbeitung und die Direktsaat kann deshalb zu einer erhöhten Fusariuminfektion führen, weil es hierbei zu höheren Bodenbedeckungen mit Mulchmaterial kommt. Die Infektion ist insbesondere von der Menge und Art des Mulchmaterials an der Bodenoberfläche im Zeitraum zwischen Ährenschieben und Blüte des Getreides abhängig (Eignung des Mulchmaterials für den Pilz, Menge des Mulchmaterials im Infektionszeitraum).

Schadbild und Schadwirkung (am Beispiel des Weizens)

Abb. 1: Rotfärbung befallener Bereiche der Ähre sowie oberhalb befallener Bereiche partielle Taubährigkeit

Ährenfusariosen senken z.B. bei Weizen sowohl den Ertrag als auch die Back-, Brau-, Futter- und Saatgutqualität. Neben einem geringeren Tausendkorngewicht, niedrigeren Fallzahlen und Sedimentationswerten hat die Bildung von Mykotoxinen einen entscheidenen Einfluss auf die Futter- und Lebensmittelqualität.

Anpassungsstrategien

Zur wirksamen Reduktion des Fusariuminfektionsrisikos bei konservierender Bodenbearbeitung ist die kombinierte Anwendung verschiedener Maßnahmen unerlässlich. Diese umfassen, neben einem geringeren Maisanteil in der Fruchtfolge bzw. der Auflockerung von engen Getreidefruchtfolgen, den Nachbau von Sommergetreide bzw. von Blattfrüchten nach Maisvorfrucht, ergänzt durch den Anbau wenig anfälliger Getreidesorten. Diese Maßnahmen müssen mit rottefördernder Bearbeitung, idealerweise dem Mulchen von abgeernteten Maisflächen, zur nachhaltigen Beseitigung der infektionsauslösenden Maisrückstände kombiniert werden. 

Fruchtfolge

  • Weizen nach Mais vermeiden
  • Anbau von Sommergetreide bzw. Blattfrüchten nach Mais
  • Verminderung des Maisanteils in der Fruchtfolge

Neben der Sorte beeinflusst die Fruchtfolgegestaltung am stärksten den Fusarium-Befall. Ausschlaggebend sind die Vorfruchtreste, die, wenn sie an der Bodenoberfläche liegen, im Weizenbestand als Fusarium-Inokulum wirken. Hier geht von den verschiedenen Vorfrüchten ein unterschiedlicher Befallsdruck aus. Daher sollte z. B. auf den Nachbau von Weizen nach Mais (= starker Befallsdruck) verzichtet werden.



Pflanzenbau und Pflanzenschutz

  • Anbau wenig anfälliger Weizensorten (siehe auch: »Fusariumanfälligkeit von Weizensorten«)
  • Lagervermeidung
  • zu starkes Einkürzen vermeiden
  • angepasste N-Düngung
  • Fungizidbehandlung mit Azolen (keine sichere Schutzwirkung)

Der Anbau wenig fusariumanfälliger Winterweizensorten bildet die zentrale Maßnahme gegen Fusarium. Diese Sorten weisen einen deutlich geringeren Mykotoxingehalt auf als anfällige Sorten. Dies gilt sowohl für gepflügte als auch für konservierend bestellte Weizenflächen (siehe auch: Ergebnisse »Fusarien-Problematik bei pfluglosem Weizenanbau«, »Einschränkung des Fusariumrisikos in Maisfruchtfolgen«). Ein sehr hoher Infektionsdruck überfordert aber die Resistenzwirkung. Dies heißt: Auch bei wenig anfälligen Weizensorten sollte keine Direktsaat, sondern eine mulchende bzw. rottefördernde konservierende Bearbeitung durchgeführt werden.

Die Minderung des Fusarium-Befalls und des Toxingehaltes im Weizenkorn durch Fungizide sollte die letzte mögliche Maßnahme auf dem Feld bilden. Nur wenige azolhaltige Fungizide haben eine Zulassung zur Bekämpfung der Ährenfusariosen und Reduktion von Mykotoxinen. Bei einer Vielzahl von Fungizidversuchen von verschiedensten Einrichtungen konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung gegen Fusarium i.d.R. sehr unsicher ist und selten deutlich über 50 % Befallsminderung liegt. Am schwierigsten ist die Erfassung des optimalen Behandlungszeitpunktes, der sich nach der Weizenblüte und der Sporenausschüttung des Pilzes richten muss. Meist stehen für eine Maßnahme mit hohem Behandlungserfolg nur wenige Tage (3-6) zur Verfügung. Dies macht die hohen Anforderungen an die Bestandesbeobachtung und an die Auswertung der Wetterdaten sowie an die Schlagkraft im Bereich Pflanzenschutz deutlich und zeigt, dass eine gezielte Fungizidmaßnahme gegen Ährenfusariosen nur eine Not- bzw. Feuerwehrmaßnahme darstellen kann. Die eigentliche Bekämpfungsstrategie ist im acker- und pflanzenbaulichen Bereich anzusiedeln. 

Rotteförderung/Bodenbearbeitung

  • Keine Direktsaat von Weizen nach Mais (siehe auch: Ergebnisse »Fusarien-Problematik bei pfluglosem Weizenanbau«)
  • Flache mischende Einarbeitung von Maisrückständen (besonders umsetzungsaktiver Bodenbereich)
  • Feines Häckseln bzw. Mulchen von Maisrückständen 
  • Evtl. rottefördernde N-Gabe

Nur Flächen, die im gesamten Krumenbereich frei sind von Maisresten, bieten auch im weiteren Fruchtfolgeverlauf ausreichend Sicherheit vor Fusariuminfektionen. Die wirksamste Strategie hierfür ist, dass insbesondere nach der Körner- oder Silomaisernte gezielt für eine schnelle und nachhaltige Rotte der Ernterückstände gesorgt wird. Maisrückstände bieten dafür wegen ihres engen C/N-Verhältnisses von 30-50:1 sehr gute Voraussetzungen. Abbauhemmend wirkt vorrangig die Größe der unzerkleinerten Maisstoppel bzw. –stängel. Sie müssen daher unbedingt zur infektionsmindernden Rotteförderung und –beschleunigung vor der Grundbodenbearbeitung mechanisch zerkleinert werden. Dies kann z. B. mit einer Scheibenegge erfolgen. Eine Optimierung der Rotteförderung ist jedoch durch das gezielte Mulchen abgeernteter Maisflächen zu erreichen (Abb. 2). Für einen raschen Abbau müssen die auf der Oberfläche aufliegenden gemulchten Maisrückstände in den umsetzungsaktivsten Bodenbereich eingemischt werden. I. d. R sind dies die oberen 15 cm des Bodens. Dies kann z. B. durch einen Grubberstrich (Arbeitstiefe: ~ 10 – 15 cm) erfolgen.

Abb. 2: Mulchen von Maisrückständen zur Rotteförderung

Für eine zügige Rotte von Maisresten sind in dauerhaft konservierenden Bodenbearbeitungssystemen besonders günstige Bedingungen gegeben, da sie das Bodenleben in den oberen Krumenbereichen stark fördern. Insbesondere die im Vergleich zum Pflugsystem im Krumenbereich stark erhöhte mikrobielle Biomasse und der gesteigerte Regenwurmbesatz konservierend bestellter Flächen gewährleisten hohe Umsetzungsraten. Voraussetzung hierfür ist aber die »mundgerechte«" Zerkleinerung der Ernterückstände z. B. durch einen zielgerichteten Mulchereinsatz und eine anschließende gleichmäßige halbkrumentiefe Einarbeitung von Maisrückständen.

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