Getreidelaufkäfer
Getreidelaufkäfer, Zabrus tenebrioides (Goeze, 1777)
Im Herbst und im Frühjahr sind größere Fraßschäden durch die Laven des Getreidelaufkäfers möglich. Inzwischen werden auch Schäden durch den Käfer im Sommer hervorgerufen. Warme und trockene Witterung im Spätsommer begünstigt eine Zunahme des landwirtschaftlichen Schädlings. In den Jahren 2020 und 2021 traten die Käfer auch als Lästlinge auf.
Der Getreidelaufkäfer ist in Europa weit verbreitet, flugfähig, dunkelbraun gefärbt und 12 – 16 mm groß. In Mitteleuropa kommen drei Arten der Gattung Zabrus vor. Der Getreidelaufkäfer kann mit vielen anderen Laufkäferarten verwechselt werden. Ebenso verhält es sich mit seinen Larven. Die Larven der Laufkäfer ähneln sich sehr stark, weshalb von einer Determination anhand von Fotos abgeraten wird. Die Bestimmung sollte durch einen Entomologen vorgenommen oder bestätigt werden.
Die Käfer sind phytophag *1. Sie werden auch als omnivor eingestuft (ernähren sich sowohl von pflanzlicher Kost als auch carnivor *2), die Larven leben phytophag *1, *3. Der Getreidelaufkäfer und seine Larven sind vorwiegend nachtaktiv. Tagsüber verstecken sich die Käfer unter Steinen, Erdschollen oder die Larven in bis zu 30 cm selbstgegrabenen Wohnröhren. Die Käfer treten ab Ende Juni bis Mitte Juli in den Getreidebeständen *4 oder in Schlägen zur Gräservermehrung auf. Zum Erreichen der Geschlechtsreife muss von den Getreidelaufkäfern ein Reifungsfraß an milchreifen Samen vom Getreide oder Gräsern vorgenommen werden.
Im Anschluss daran begeben sich die Käfer in eine Sommerdiapause *4. Von Mitte August bis zum Spätherbst erfolgt flach in den Boden die Ablage mehrerer weißer, 4mm langer und 2mm breiter Eier *1, *4. Bevorzugt erfolgt die Eiablage in unmittelbarer Nähe der Pflanzen. Hauptsächlich überwintern die Larven *5. Allerdings scheint zusätzlich ein Teil der Imagines zu überleben und erst im Frühjahr Eier abzulegen *4. Die ersten Larven erscheinen jedoch von Anfang August bis Ende September *4. Wohnröhren der Käfer bzw. Larven mit zerkautem Pflanzenmaterial und krümelig aufgeworfener Erde können in der Nähe geschädigter Pflanzen beobachtet werden *5, *4. Der Fraß der Larven erfolgt während des ganzen Winters bis zum darauffolgenden Frühjahr. Von Mitte April bis Mitte Mai verpuppen sich die Larven und nach etwa einem weiteren Monat schlüpfen die Käfer der nächsten Generation *4.
Bei trockener, warmer Witterung im Spätsommer ist eine Massenvermehrung (Gradation) möglich. Die Fruchtbarkeit der Weibchen wird um das Mehrfache gesteigert *1. Dies war in Sachsen besonders in den Jahren 2019 bis 2021 der Fall. Ab Juni traten die Käfer als Lästlinge in den Ortschaften auf.
Die erwachsenen Käfer fressen an den milchreifen Samen der Getreidepflanzen und Gräser. Bei massiven Einwanderungen sind Schäden im Randbereich des Schlages möglich. Die Larven schädigen im Herbst und im Frühjahr. Die Keimlinge können bis zur Erdoberfläche abgefressen werden. Später sind zerkaute und ausgefranste Getreideblätter zu beobachten, welche in die Wohnröhren gezogen werden. Im Winter wird der Larvenfraß erst eingestellt, wenn die Bodentemperatur unter 1°C sinkt *1.
Die Reduktion des Befalls ist durch eine weite Fruchtfolge möglich *5, *4. Auch reduziert ein Stoppelumbruch nach der Ernte die Populationsdichte *4. Die rechtzeitige Beseitigung des Ausfallgetreides verhindert das Anlocken der weiblichen Käfer und damit die Eiablage. Eine gut durchmischende Bodenbearbeitung im Herbst (je später umso wirkungsvoller) oder im Frühjahr zerstört sehr wirkungsvoll die Wohnröhren und damit die Lebensgrundlage des Getreidelaufkäfers.
Eine gezielte chemische Bekämpfung ist während des Larvenstadiums möglich. Wegen der Nachtaktivität der Larven sollten diese Maßnahmen möglichst in den Abendstunden erfolgen.
Bekämpfungsrichtwert bei Wintergetreide:
Herbst 3 - 7 geschädigte Triebe/m²
Frühjahr 7 -14 geschädigte Triebe/m²
Als natürlicher Feind ist eine Raupenfliege (Zaira cinerea) bekannt *6, *7.
*1 Epperlein, K. (1980): Zur Biologie, Schadwirkung, Überwachung und Bekämpfung des Getreidelaufkäfers (Zabrus tenebrioides Goeze). – Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 145 S.
*2 Wachmann, E., Platen, R. & Barndt, D. (1995): Laufkäfer: Beobachtung, Lebensweise. Naturbuch, Augsburg, 289 S.
*3 Müller-Motzfeld, G. (2004): Bd. 2 Adephaga 1: Carabidae (Laufkäfer). – In: Freude, H., Harde, K. W., Lohse, G. A. & Klausnitzer, B.: Die Käfer Mitteleuropas. Spektrum, Heidelberg, Berlin, 2. Aufl., 521 S.
*4 Wetzel, T. & Epperlein, K. (1978): Biologie, Schadwirkung und Bekämpfung des Getreidelaufkäfers (Zabrus tenebrioides Goeze). – Nachrichtenblatt für den Pflanzenschutz in der DDR 32 (H. 2): 31-34.
*5 Schöber-Butin, B., Bartels, G. & Garbe, V. (1999): Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Ulmer, Stuttgart, 240 S.
*6 Rezac, M. (1950): Kuklice rodu Viviana, nicitele hrbace osenniho [Tachinidae of gen. Viviania parasiting on Zabrus tenebrioides F.]. – Entomologicke listy [Folia entomologica] 13: 46-47. [In Czech; English summ.]
*7 Vanhara, J., Tschorsnig, H.-P., Herting, B., Mückstein, P. & Michalková, V. (2009): Annotated host catalogue for the Tachinidae (Diptera) of the Czech Republic. – Entomologica Fennica 20: 22-48.
Ansprechpartnerin
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Referat 73: Pflanzenschutz
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