28.12.2023

In der Schweiz schmeckt der Käse besser?

© Verena Stübner

Direktvermarktende und Interessierte reisten für 3 intensive Tage in die Schweiz, um herauszufinden: Was macht den Schweizer Käse so besonders und wie gelingt eine hochpreisige Milchvermarktung? Danke an die sächsischen Unternehmen Agrarprodukte Kitzen EG, Dresdner Vorgebirgs Agrar Aktiengesellschaft, Gäa Vereinigung ökologischer Landbau, Handelsvertretung Detlef Hähner, Hofgut Eichigt GmbH, LPG Land Produkte GmbH, Pfarrgut Taubenheim, Up2You Projektentwicklung und Vorwerk Podemus. Die Reise fand im Auftrag des Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH statt. Begleitet wurde sie auch durch das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG).

Am ersten Tag ging es in die Milchvermarktung zur Firma »swissmooh!«. Deren Genossenschaft poolt Milch aus der Mittelschweiz und verkauft sowohl an die großen Verarbeiter wie Emmi als auch an kleinere Verarbeiter. Die Preise für Milch können dort höher vereinbart werden als beim Direktverkauf vom Erzeugenden an eine große Käserei. Um auch die Vermarktung von Käse anzubinden, ist recht neu die Firma »cheezy!« mit dem Online-Handel von Käsespezialitäten angebunden an »swissmooh!« entstanden. Mit dem Geschäftsführer wurden die Versand-Schwierigkeiten diskutiert und die Verpackungskiste aus Holzpress-Materialien wurde herumgereicht. Gekühlt wird mit einer handelsüblichen Plastikflasche, in die Wasser eingefroren ist. Der Empfangende kann sie dann im Pfandsystem im Handel zurückgeben.

Es wurden mehrere mittelständische Käsereien mit der Produktion von Appenzeller, Emmentaler und mehr besucht. Die ganz kleinen Käsereien konnten leider nicht besucht werden, da die Gruppengröße dafür zu groß war. Dafür wurde aber das FIBL besucht, welches einen guten Ort bot, um erstmals miteinander ins Gespräch zu kommen.

Wichtige und nützliche Hintergrundinformationen zum Agrarmarkt Schweiz und zur Schweizer Landwirtschaftspolitik gab es an einem Abend von der Deutschen Botschaft, Bern, und dem Schweizer Bauernverband. Anschließend beim Netzwerkabend wurden in direkten Gesprächen mit Experten der Bergkäserei Aschwanden, von Agroscope, der BFH-HAFL Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften, von AGRIDEA - Die landwirtschaftliche Beratungszentrale, des Schweizer Bauernverband und Zürcher Bauernverband, Zbv weitere kulturelle Eigenheiten und Tipps zum Markt preisgegeben. 

Es wurde bei vielen Kontakten festgestellt, dass Schweizer/innen eine exzellente Gabe haben, mit vielen freundlichen Worten ein Geheimnis zu verbergen. So war es nur bei »swissmooh!«/»cheezy«, beim Direktvermarkter BachserMärt und einer kleinen Verteilfirma mit angeschlossenen Bioläden möglich, hinter die Kulissen zu schauen und zu erfahren, dass auch in der Schweiz die Verlagerung vom Bioladen in die Supermärkte erfolgt. Beherrschend sind allerdings die Vollsortimenter Migros und Coop. Produkte mit Schweizer Herkunft werden bevorzugt gekauft.

Diese starke Identifikation mit den heimatlichen Produkten wird generell schon bei Kindern geprägt durch die öffentliche Hand. Ebenfalls ist das Selbstvertrauen in die eigenen Produkte bei Schweizern sehr ausgeprägt. Die Kaufkraft ist weitaus höher in der Schweiz als bei Deutschen.

Beides erfordert eine konsequente Verfolgung von Werten und Durchführung durch Staat und Volk. Bei der Schaukäserei Appenzeller wurde deutlich, dass etwas Geheimnistuerei durchaus im Marketing Erfolg hat. Ständig wurde betont, dass das Geheimnis des guten Käses nicht bekannt gegeben wird. Eine Affinage (Behandlung der Käserinde) mit gewissen Kräutern wurde dann doch als ein wesentliches Qualitätskriterium gelüftet. Hochtechnisiert und handwerklich ist in der Schaukäserei kein Widerspruch. Ein Roboter schmiert dort fortlaufend die Käse.

Und schmeckt nun der Käse wirklich besser? Das Fazit: Auch in der Schweiz gibt es »Industriekäse«, der kein Genuss ist. Allerdings ist die Herstellung und Vermarktung von Käse wie Appenzeller mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung, eigenen Käsereikulturen und einem stringenten Qualitätsprogramm, dass nur Käse nach sensorischer Höchstbewertung in den Handel darf, ein Garant für den berechtigten guten Ruf des Schweizer Käses.

© Verena Stübner
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