12.12.2022

Nossener Fachtagung Ökolandbau 2022

© Clara Göckeritz, LfULG

Von Stolz und Vorurteilen ist zu berichten. Aber davon später. Leitthema der Nossener Fachtagung Ökolandbau 2022 war die »Praxisforschung«. Gemeint war eine Forschung sowohl für, als auch mit der Praxis. Das Tagungsprogramm hatte den Anspruch, aktuelle Fragen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Sachsen aufzugreifen, Bearbeitungsmöglichkeiten durch Praxisforschung aufzuzeigen und Ergebnisse zu diskutieren. Zu Wort kamen Vortragende aus unterschiedlichen Bereichen der Öko-Branche und nicht zuletzt auch die Teilnehmenden selbst.

Zunächst richtete Henning Kuschnig, Referatsleiter für regionale Wertschöpfung und Ökolandbau im Sächsischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium seine Worte an die Anwesenden. Stolz könne man sein über die zurückliegende Entwicklung des Ökolandbaus. Rund 800 Ökobetriebe gibt es inzwischen im Freistaat, bei einem Anteil von rund 9 % an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Seine wichtigste Botschaft aber hatte die Zukunft im Blick: Der Ökolandbau ist politisch gewollt und es gelte, ihn marktgerecht weiter zu entwickeln. Immerhin gibt es inzwischen 124 Öko-Betriebe mit hofnaher Verarbeitung und damit ist ein Wachstum auch in diesem Bereich zu verzeichnen. Die regionale Wertschöpfung der Branche sei aber immer noch zu gering. Kurze, regionale Verarbeitungsketten müssten neben dem Flächenwachstum daher besonders gestärkt werden – und daran arbeiten in Sachsen das SMEKUL, das LfULG mit seinem Öko-Kompetenzzentrum, AgiL Sachsen und die Praxisbetriebe gemeinsam. Neben Stärkung der Produktion und Verarbeitung müsse letztlich auch die Verbraucherschaft weiter mobilisiert werden, Bio-Lebensmittel nachzufragen.

Die Unterstützung durch die Politik begründet sich vor allem in den Allgemeinwohlleistungen des Ökolandbaus. Diese Bewirtschaftungsform könne Kuschnig zufolge einen wichtigen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit, der Artenvielfalt, dem Klimaschutz und einer unabhängigeren Rohstoff- und Lebensmittelversorgung leisten. Die Unterstützung geht also einerseits mit hohen und vielfältigen Erwartungen an die Bio-Bauern und -Bäuerinnen einher. Andererseits soll die Unterstützung sie befähigen helfen, eben diesen Erwartungen gerecht zu werden.

In der Praxisforschung sieht das Öko-Kompetenzzentrum ein wertvolles Instrument, um das Unterstützungsangebot der Politik in die praktische Umsetzung zu bringen und auch einen Ansatz, der Kuschnigs Botschaft einer gemeinschaftlichen Anstrengung gerecht werden kann. Dass die Nossener Ökofachtagung gemeinsam vom Öko-Kompetenzzentrum und Sächsischen Öko-Anbauverbänden organisiert wurde, sah Uwe Becherer, Berater bei Bioland, jedenfalls als starkes Signal und moderierte damit den Übergang zum Vortragsprogramm des Tages.

Rispenhirse - eine trockenheitstolerante Kultur für Mensch und Tier

Werner Vogt-Kaute, Naturland Öko-Beratungsgesellschaft mbH
In der Schweine- und Geflügelfütterung bietet Hirse vor allem dank hoher Methionin-Gehalte Vorzüge. Auf dem Feld zeigt sich ihre Toleranz sowohl gegenüber Trockenphasen, als auch Regenereignissen. Das Ertragspotential kann durchaus als hoch bewertet werden. Im heimischen Anbau gelte es allerdings einiges zu beachten und Vorurteile aus dem Weg zu räumen, so Vogt-Kaute. Vor allem Kenntnisse über die Unterschiede zwischen den verschiedenen Hirsearten, die richtige Sortenwahl und eine entsprechend angepasste Bewirtschaftung sind entscheidend für den Anbauerfolg. Im Fokus des Tagungsbeitrags stand Rispenhirse und deren Anbau, Ernte, Reinigung und Verarbeitung für den menschlichen und tierischen Verzehr.

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Zukunft mit Leguminosen: Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten

Heike und Matthias Quendt, QFI Quendt Food Innovation KG
Mit dem Glauben, dass in naher Zukunft alle Menschen auf nachhaltige Weise ernährt werden können, arbeitet QFI am Aufbau einer regionalen Verarbeitungs- und Wertschöpfungskette für Leguminosenbasierte Lebensmittel. Aktuell werden sogenannte »MiniMahlzeiten« – gehaltvolle Snacks aus Erbse, Bohne und Kichererbse – entwickelt. Die Erfahrung daraus zeigt, wie notwendig intensive Netzwerkarbeit für den Aufbau neuer Strukturen ist. Landwirtschaft und Bäckereien müssen ihre Möglichkeiten bei der Erzeugung und Verarbeitung aufeinander abstimmen, insbesondere im Hinblick auf schwankende Produktqualitäten. Gesucht werden daher Betriebe, die Leguminosen anbauen und sich beteiligen wollen am Aufbau regionaler Verarbeitungsketten. Den Teilnehmenden der Tagung lieferte eine Verkostung der »MiniMahlzeiten« einen Vorgeschmack auf mögliche Ergebnisse einer solchen Zusammenarbeit

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Nährstoffmanagement auf trockenen Sandstandorten

Charlotte Kling, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Forschung für die Praxis war das Leitthema der Tagung. Aber sollte Forschung und Wissenszuwachs nicht auch der Landwirtschaftlichen Praxis selbst entstammen?  Mit einem überzeugten Ja beantwortet das NutriNet – Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk zur Weiterentwicklung des Nährstoffmanagements im Ökologischen Landbau diese Frage. Der Tagungsbeitrag fokussierte auf die methodischen Ansätze des Netzwerks, in denen die Praxis selbst forschende und beratende Funktionen übernehmen. Moderierende, inhaltliche und administrative Unterstützung finden sie dabei in einer externen Beratung. Zur Veranschaulichung der Methodik wurden drei ausgewählte Forschungsfragen und deren Bearbeitungsprozess dargestellt.

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Optimierte Kleegrasverwertung im viehlosen Ökobetrieb

Dr. Christian Bruns, Universität Kassel
Die Kompostierung von Kleegras ist mittlerweile als eine lohnenswerte Transferstrategie bei der Nährstoffbereitstellung im Pflanzenbau anzusehen. Aktuelle Forschungsergebnisse räumen jedenfalls mit dem verbreiteten Vorurteil auf, dass das Verfahren zu verlustbehaftet, teuer und die Düngewirkung zu gering seien. Sowohl der N-Gehalt als auch der N-Verlust sind demnach durch das Management vor und während des Kompostierprozesses steuerbar und auf einem angemessenen Niveau zu halten. Folglich bietet sich gerade für viehlose Betriebe ein Verfahren, um innerbetriebliche Nährstoffkreisläufe und die Nutzungseffizienz zu optimieren. Welche Faktoren über einen möglichst geringen N-Verlust entscheiden und inwiefern sich die Kompostierung sowohl verfahrenstechnisch, als auch im Hinblick auf die Düngewirkung lohnt, war Thema des Tagungsbeitrags.

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Öko-Sojaanbau – Chance für meinen Betrieb

Ulf Müller, Gäa e.V.
Die Frage nach der Impfpflicht – für Sojabauern eine klare Sache. Ist sie doch eine Frage der Ertragssicherung und damit ebenso wie Experimentierfreude und ackerbauliches Knowhow eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau. Unbestritten liefert Soja hochwertiges Eiweiß, sowohl für die tierische, als auch für die menschliche Ernährung. In beiden Bereichen ist die Nachfrage entsprechend hoch und in Zeiten des Klimawandels steigt die Anbauwürdigkeit auch hierzulande. Eine heimische Produktion ist also naheliegender denn je. Der Tagungsbeitrag würdigte die Aktualität des Themas und gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Erfahrung, Sortenverfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Soja-Anbaus.

Wenn es um Praxisforschung geht, sollte die Praxis auch selbst zu Wort kommen. In diesem Sinne bot sich praktizierenden Landwirten einerseits Gelegenheit, ihre betrieblichen Experimentierfelder vorzustellen. Andererseits konnten die Teilnehmenden aus dem parallelen Angeboten wählen und zu jeweils zwei Themen in einen intensiven Austausch miteinander treten. Die rege Beteiligung der Teilnehmenden bestätigte die Aktualität der Beiträge:

Agroforstsysteme im eigenen Betrieb - Chancen und Grundlagen

Dr. Philipp Gerhardt, Deutsche Agroforst GmbH

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Kulturen für trockene Bedingungen: Kichererbse und Quinoa

Jonas Schulze Niehoff, Landwirt

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Weideschuss und teilmobile Schlachtung

Johann Haupt, Bobritzschtalgalloways Haupt GbR, Philip Nickel und Clara Göckeritz, Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau

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