06.09.2023

Feldtag Stoppelbearbeitung und Zwischenfruchtaussaat

© Kerstin Großner, LfULG

»Das war wieder mal ein herausforderndes Jahr« sind die einleitenden Worte des hiesigen Pflanzenbauchefs Nico Wolf, bevor er das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch kurz vorstellte. Denn auf lange währende Dürre folgten ergiebige Niederschläge, die eine Erntepause der überreifen Pflanzenbestände erzwang. Wegen der hohen Bodenfeuchte musste auch die umfangreiche Maschinenvorführung im Rahmen des vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau organisierten Feldtages Stoppelbearbeitung und Zwischenfruchtaussaat vom 01.08. auf den 08.08. verschoben werden. Letztendlich waren aber die Bedingungen gut, um verschiedene Verfahren für eine wassersparende Bodenbearbeitung sowie eine effektive Etablierung von Zwischenfrüchten nach der Getreideernte vorzustellen und mit den rund 50 Teilnehmenden intensiv zu diskutieren.

Nach dem Sebastian Lahr von der Firma AgUmenda einen übersichtlichen Einstieg in das Thema Zwischenfruchtanbau gab, ging es auch schon zu den 14 Maschinen, die auf ihren Einsatz auf der Fläche warteten, wo vor zwei Wochen noch Winterweizen stand. Dort skizzierte Nico Wolf den Vorgang der Vordruschsaat, die in den Winterweizenbestand etwa eine Woche vor Drusch mit einem pneumatischen Streuer eingebracht wurde. Vor Ort konnte man erste Keimblätter der Zwischenfrucht »TERRA GOLD® 11 Streufix« (Zusammensetzung: Sandhafer, Phacelia, Alexandrinerklee, Ramtillkraut, Perserklee) sowohl auf der geräumten Variante als auch auf dem mit Häckselstroh verbleibenden Teil sehen.

Der Referatsleiter des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau Ulf Jäckel, der gemeinsam mit Nico Wolf durch die Veranstaltung führte, betonte die Rolle des Häckselstrohs als Kondensationssperre zum Wasserrückhalt im Boden, das der Saat bei trockenen Bedingungen zur Verfügung steht. Dass die Samen auf den geräumten Flächen genauso gut aufgingen, war den aktuell feuchten Bedingungen zu verdanken. In trockenen Jahren wäre das nicht der Fall gewesen. Auf dem nebenstehenden Schlag konnten alle Teilnehmenden zum einen das Arbeitsbild der Stoppelbearbeitung nach betriebsüblichem absetzigen Verfahren direkt nach dem Drusch betrachten. Die Vorarbeit dazu erfolgte unter Verwendung der Scheibenegge Lemken Rubin 10 direkt nach der Ernte. Zum Feldtag wurde auf dieser Fläche schließlich die Aussaat der Zwischenfrucht mit der Drillmaschine Compact-Solitair von Lemken mit einer vorlaufenden Kreiselegge vorgeführt. Auf der anderen Variante kam diese Kombination aus Grundbodenbearbeitung und Saat direkt in die Stoppeln zum Einsatz, wodurch eine Überfahrt eingespart werden konnte. Während Häckselstroh nach dem Einsatz eines Grubbers oberflächlich liegen bleibt, wird es durch die Egge eingearbeitet.

Die Rotationshacke Rotary Hoe wird für Gewöhnlich zum Hacken im Frühjahr besonders auf zur Verkrustung neigenden Böden vor Auflaufen der Kulturen eingesetzt, wurde aber hier in Kombination mit Sätechnik vorgestellt, wobei sie für den klassischen Stoppelumbruch nicht gut geeignet ist, jedoch kann sie durch ihre hohe Fahrgeschwindigkeit von 18 – 20 km/h »feine Erde herbeizaubern«, hebt Ulf Jäckel hervor. Auch die weiterentwickelte Version der Rollhacke, die Carré Rotary Hoe, die im Gegensatz zu anderen Hacken ganzflächig arbeitet, ist für die Stoppelbearbeitung nicht das Gerät der Wahl, wurde hier aber zu Testzwecken vorgestellt.

Mit der von der TU Dresden entwickelten Maschine Rotapull wurde eine Kombination aus passivem Grubber und aktiv rotierenden Werkzeugen vorgestellt, die eine gleichmäßige Einarbeitung der Pflanzenreste in einen gut gekrümelten Boden gewährleisten kann. Bei Bedarf ließe sich ein Tank für Mulchsaat aufbauen, so Matthias Marsel von der TU Dresden, für eine Zwischenfrucht ist jedoch die Arbeitstiefe von 5-6 cm zu groß. Die Maschine kommt durch den engen Spalt zwischen den zwei Arbeitselementen auf steinigen und feuchten Boden an seine Grenzen, kann aber auf trockenen Standorten einen Grubber ersetzen.  

Sebastian Kucka weist auf ein Problem mit Winterzwischenfrüchte hin: sie frieren oft nicht mehr ab, sodass die organische Masse im Frühjahr gemulcht werden muss. Wenn dann der Pflug zum Einsatz kommt, findet keine Zersetzung der organischen Masse an der Oberfläche statt. Als Alternative stellt er den Geohobel vor, der große Mengen an Biomasse auch unter feuchten Bedingungen mit der oberen Bodenschicht vermengen kann.  Auch für die Stoppelbearbeitung einsetzbar kann das Gerät einen flächigen Schnitt in 3-4 cm Tiefe leisten, ohne dabei eine Schmierschicht im Boden zu hinterlassen. Die Arbeitsweise des Geohobels lässt sich mit der einer Fräse vergleichen. Kombiniert mit einer Sämaschine kann sofort eine Zwischenfrucht etabliert werden, wobei eine Präzisionssätechnik die größten Erfolge bringt.

Den rotierenden Geräten folgte die Grubber-Session. Tim Schröder stellte den 8-balkigen Federzinkengrubber von Saphir vor, der durchgängig gut schneidet und mit seiner flachen Arbeitstiefe (2-3 cm) auch Lichtkeimer wie den Ackerfuchschwanz zum Keimen bringen kann. Bei der Stoppelbearbeitung ist die Arbeitstiefe jedoch zu gering, um Stroh in den Boden zu mischen. Der 6-balkige Flachgrubber Amazone Cobra, vorgestellt von Christian Frobel, schneidet mit seinen Gänsefußscharen ganzflächig bis 13 cm tief und kann mit einer Zwischenfruchtsämaschine kombiniert werden. Auch der Grubber Lemken Karat10 kann ausgestattet mit Gänsefußscharen zum flachen Stoppelumbruch eingesetzt werden. Mit seiner hydraulischen Tiefenführung kann er bis zu 30 cm tief arbeiten.

Der Köckerling Grubber Vektor kann mit 2 Saatguttanks (2400 Liter) kombiniert werden, die durch seine Bauweise auch mit unterschiedlichen Saatgutgrößen befüllt werden können, ohne dass sie sich bei der Aussaat entmischen. Der angebaute Meißelschar hat die Stoppel nur gelockert und nicht komplett ausgerissen, so dass eine Kombination mit Gänsefußscharen für diesen Zweck günstiger ist. Nico Wolf teilte seine Erfahrungen mit dem Einsatz des Gerätes Amazone Grubber Cenius-2TX mit Gänsefußscharen. Das praktische Schnellwechselsystem hat sich im Alltag leider nicht bewährt, weshalb der Betrieb auf das mühsame Schraubsystem wechselte. Als Vorteil hob er bei flacher Bearbeitung den ganzflächigen Schnitt durch präzise Tiefenführung hervor. Das Gerät wird in Köllitsch nur noch für die Grundbodenbearbeitung eingesetzt, da mit der kombinierten Sätechnik Greendrill keine guten Erfahrungen gesammelt wurden.

Anschließend wurde zu der Scheibenegge Lemken Rubin 10 gewechselt, die für einen gleichmäßigen Schnitt mit 7 cm tiefer als ein Grubber geführt werden muss, aber keine Schmierschicht im Boden hinterlässt.

Für minimalen Eingriff in den Boden kann direkt nach dem Drusch der Strohstriegel Saphir eingesetzt werden. Durch seine extrem flache Arbeitsweise sorgt das Gerät für Wasserrückhalt im Boden, indem es die Bodenkapillaren bricht ohne viel Erde zu bewegen und so die Verdunstung vermindert. Bei diagonaler Fahrtrichtung werden Strohnester effizient verteilt und bei nicht zu feuchten Bedingungen Feinerde erzeugt. Dadurch wird der Bodenanschluss für Ausfallsamen garantiert, die dann zum Keimen angeregt werden. Kombiniert mit der 3-Kant-Impulsschiene können Stängel gezielt bodennah gebrochen werden, um so eine schnelle Austrocknung zu unterstützen. Ein Einsatz im Frühjahr zur Gülleeinbringung ist auch möglich, effektive Unkrautbekämpfung dagegen wegen des weiten Zinkenabstandes schwierig.

Als weiteres Gerät für präzise Strohverteilung wurde der Strohstriegel PN 9000 von Bednar vorgestellt, der kombiniert mit der Säeinheit Alfa-Drill auch für die Aussaat von Zwischenfrüchten oder aber mit einer Planierschiene im Grünland eingesetzt werden kann. Der Coverseeder Müthing kann »im Schatten des Mähdreschers direkt nach der Ernte« eingesetzt werden. Eine »Unter-Stroh-Saat« ist möglich, indem der Striegel das Stroh gleichmäßig verteilt, das dann von dem nachgelieferten Rotor abgesaugt und zerkleinert wird. Das Saatgut wird anschließend durch die im Gehäuse befindliche Säschiene mit pneumatischen Säschläuchen als Breitsaat auf die geräumte Fläche gelegt, die dann über die Prismenwalze Bodenschluss erfährt. Die Maschine bietet ein weites Anwendungsfenster mit Einsätzen nicht nur nach der Getreideernte, sondern auch bei Mais- und Rapsstoppelumbruch, sowie beim Schröpfschnitt in Kleebeständen. Zum Mulchen von Zwischenfrüchten ist das Gerät ungeeignet, da der Mulcher direkt an der Bodenoberfläche arbeitet und nicht in den Boden eingreift.

Zur Direktsaat für Haupt- und Zwischenfrüchte geeignet bietet die Drillmaschine Amazone Primera DMC mit Parallelogramm geführten Meißelscharen eine hohe Schlagkraft bei gleichzeitig präziser Tiefenführung. Durch reduzierte Bodenbewegung können Verdunstungsverluste minimiert werden.

Die Zinkendrillmaschine Köckerling Ultima garantiert auch für extreme Standorte sowie zur Mulchsaat eine hohe Einsatzsicherheit. Die einzigartige Werkzeuganordnung besteht darin, dass vor den Zinken oder wahlweise Scharen (für Zwischenfrüchte besser geeignet) die Erde durch kleine Packerwalzen rückverfestigt wird, bevor die jeweiligen Arbeitselemente die Saatfurche ziehen und das Stroh beiseite räumen, damit die Saat auf die wasserführende Schicht fällt.

Die Veranstaltung zeigte eine große Bandbreite an sowohl klassischen als auch exotischeren Geräten, so dass für alle Betriebsformen und –Größen wissenswerte Informationen und Anregungen für eine ressourcenschonende und effiziente Etablierung von Zwischenfrüchten auch bei widrigen Bedingungen vermittelt werden konnten. Der Aufgang der Zwischenfrüchte wird im September durch das Öko-Kompetenzzentrum bonitiert. Die Ergebnisse werden auf der Homepage bereitgestellt.

 

 

 

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