Praxiserfahrungen - Betrieb I (Osterzgebirge)
Der Betrieb im Überblick
- dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung auf gesamter Ackerfläche seit 1999
- Ackerfläche: ca. 500 ha (davon Ackerfutter ca. 15 ha)
- Grünland: ca. 270 ha
- Fruchtfolge: sechsfeldrig (Erbsen-Winterweizen-Wintergerste oder Winterroggen-(Zwischenfrucht)-Silomais mit Grasuntersaat oder Kartoffeln-Sommergerste-Triticale)
- Bodenart: sandiger Lehm
- durchschnittliche Ackerzahl: 28-32
- Tierhaltung:
- Milchvieh (Stroh)
- Bullenmast (Gülle)
Gründe für Umstellung und Wirkung
Ein wichtiger Grund für die Entscheidung zur Umstellung auf pfluglose Bodenbearbeitung war der flachgründige Ackerboden. Beim Pflügen wurden immer wieder Steine an die Oberfläche geholt, die dann kostenaufwändig abgesammelt werden mussten. Außerdem erhoffte man sich eine effizientere Einhaltung agrotechnischer Termine. Beispielsweise führte die höhenbedingte späte Abreife zu Problemen bei der Strohabfuhr und der sich anschließenden Bodenbearbeitung sowie Aussaat. Weiterhin gab es z.T. erhebliche Erosionsprobleme.
Heute, vier Jahre nach der Umstellung, fallen praktisch keine Kosten mehr für das Steinelesen an. Die Böden sind im Frühjahr eher befahrbar und die Bodenerosion durch Wasser ist deutlich gemindert. Traten früher unmittelbar nach einem großen Gewitter deutlich erhöhte Abflussmengen in den Bächen ackerbaulich genutzter Wassereinzugsgebiete auf, so sind diese Abflussmengen bei heutigen vergleichbaren Niederschlagsereignissen nach Meinung des Betriebes deutlich gemindert. Demzufolge tritt auch weniger Oberflächenabfluss auf (siehe auch »Einfluss landwirtschaftlicher Nutzung auf den Bodenwasserspeicher«).
Die Erträge sind seit der Umstellung unverändert bzw. leicht gestiegen.
Bodenbearbeitung und Aussaat
Im Betrieb wird die Stoppel mit einer Scheibenegge (Galucho) flach bearbeitet. Die Grundbodenbearbeitung erfolgt mit einer Spatenrollegge oder, bei zu großen Mengen an Ernterückständen, mit der Scheibenegge, um Verstopfungen zu vermeiden. Die Saatbettbereitung erfolgt mit einem Zinkenrotor (Rototiller).
Als besonderes Verfahren hat sich im Betrieb das Mulchlegen von Kartoffeln in Frühjahrsdämme mit Beetentsteinung (System von Grimme) etabliert. Von der Vorfrucht (Wintergerste) wird das Stroh abgefahren und Stalldung ausgebracht. Anschließend erfolgt eine 10-15 cm tiefe Stoppelbearbeitung mit der Scheibenegge. Beim zweiten Scheibengang werden Rübsen als Zwischenfrucht ausgesät. Die Grundbodenbearbeitung erfolgt im Frühjahr nach Glyphosatapplikation mit zwei Bearbeitungsgängen mit dem Schwergrubber (20-25 cm tief) und einer schweren Egge. Anschließend werden die Dämme mit dem Beetformer geformt und mit dem Entsteiner große Steine abgesammelt sowie kleinere Steine in die Furchen abgelegt. In jeden Damm werden mit der Legemaschine dann zwei Reihen Kartoffeln gelegt. Nach Ansicht des Betriebes hat sich keine Verschlechterung der Erosion gegenüber herkömmlichen konservierenden Verfahren eingestellt (siehe auch konservierend zu bestimmten Fruchtarten »Kartoffeln«).
Unkräuter und Durchwuchs
Insgesamt treten mehr Gräser (insbesondere Jährige Rispe) und Wurzelunkräuter (Gänsedistel) auf. Letztere werden im Zusammenhang mit dem Scheibeneggeneinsatz gesehen. Um das Einwandern von Unkräutern zu verhindern, werden die Ackerränder gepflügt. Vor dem zweiten Stoppelbearbeitungsgang bzw. vor der Grundbodenbearbeitung wird ein glyphosathaltiges Herbizid appliziert, um Ausfallgetreide und aufgelaufene Unkräuter zu bekämpfen. Außerdem wird durch eine weite Fruchtfolge versucht, der Ausbreitung von Unkräutern entgegenzuwirken. Im Betrieb arbeitet man mit einer sechsfeldrigen Fruchtfolge. Durchwuchs ist in dieser Fruchtfolge bisher kein Problem.
Schaderreger und Pflanzenkrankheiten
Schnecken und Feldmäuse traten bisher nicht verstärkt auf. Das Gleiche trifft auch für den Maiszünsler zu. Falls Letzterer aber auftreten sollte, ist zur Bekämpfung geplant, den Silomais möglichst früh zu ernten sowie die Stoppel gut zu mulchen und in den Boden einzuarbeiten.
Stroh- und Stallmistmanagement
Probleme beim Strohmanagement treten nicht auf, da das Stroh vollständig von der Fläche abgefahren wird. Bei der Stallmistausbringung mit herkömmlicher Technik wird darauf geachtet, dass nur gut verrotteter Stallmist ausgebracht wird. Nach der Ausbringung ist durch die krümelige Struktur des Stalldungs eine Bodenbearbeitung und Aussaat problemlos möglich.