Praxiserfahrungen - Betrieb IV (Erzgebirgsbecken)
Der Betrieb im Überblick
- konservierende Bodenbearbeitung auf etwa 1/3 der Ackerfläche
- seit 9 Jahren dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung auf 200 ha Ackerfläche
- vollständige Umstellung der Bodenbearbeitung auf konservierende Verfahren geplant
- Ackerfläche: ca. 2300 ha (davon ca. 200 ha Ackerfutter)
- Grünlandfläche: ca. 250 ha
- Fruchtfolge: dreifeldrig (Winterraps oder Mais-Winterweizen-Wintergerste)
- durchschnittliche Ackerzahl: 39
- Tierhaltung: Milchrinder (Gülle)
Gründe für Umstellung und Wirkung
Mit der Umstellung der konventionellen Bodenbearbeitung auf konservierende Verfahren soll eine Minderung der Bodenerosion durch Wasser, eine Kosteneinsparung, eine Erhöhung der Schlagkraft und eine Verbesserung der Befahrbarkeit von Ackerflächen (siehe auch Schutz des Bodengefüges) erzielt werden.
Diese Ziele wurden weitestgehend erreicht. So ist heute Bodenerosion durch Wasser eigentlich kein Problem mehr. Selbst der Oberflächenabfluss von Ackerflächen nach extremen Niederschägen hat abgenommen (siehe auch Einfluss landwirtschaftlicher Nutzung auf den Bodenwasserspeicher). Als Beweis hierfür wurde vom Betrieb berichtet, dass es beim extremen hochwasserauslösenden Niederschlagsereignis vom August 2002 auf einem Schlag, der erstmals wieder gepflügt wurde, zu massiver Erosion und zu Oberflächenabfluss kam, während dessen die pfluglos bestellten Flächen dem Regen stand hielten. Die boden- und wasserkonservierende Wirkung wurde dem Betrieb auch von Unterliegern bestätigt. Einen weiteren positiven Effekt sieht der Betrieb darin, dass es zu geringeren Auswinterungsschäden kommt, da die schützende Mulchauflage das Bodenklima verbessert und somit auch extreme Bedingungen besser abgepuffert werden.
Die Erträge sind relativ gleich geblieben. Nur bei Winterraps verringerte sich der Ertrag durch konservierende Bodenbearbeitung.
Bodenbearbeitung und Aussaat
Stoppel- und Grundbodenbearbeitung werden z.Z. entweder mit einer Scheibenegge (Rabe) und/oder mit einem Flügelschargrubber durchgeführt. Geplant ist die Anschaffung einer Grubber-Scheibeneggenkombination, da hiermit eine noch effizientere Bodenbearbeitung möglich ist. Haupthindernis für die Anschaffung ist jedoch, dass derartige Bearbeitungsgeräte einen relativ hohen Zugkraftbedarf benötigen und so eine entsprechende Schlepperleistung voraussetzen. Außerdem sind relativ ebene Ackerflächen günstig für den Einsatz dieser Geräte. Die Saatbettbereitung und Aussaat erfolgt mit einer Grubberschar-Sämaschine (Horsch-Airseeder).
Unkräuter und Durchwuchs
Insgesamt verschiebt sich das Unkrautspektrum auf den Ackerflächen im Betrieb bei pflugloser Bearbeitung in Richtung Gräser. Dabei sind nicht so sehr Ackerfuchschwanz und Trespen das Problem, sondern vielmehr das verstärkte Auftreten von Quecken. Bei einer Verqueckung von Ackerflächen wird möglichst auf den Einsatz der Scheibenegge bei der Bodenbearbeitung verzichtet. Um das Einwandern von Ungräsern von den Rändern her zu verringern, werden auch ggf. die Ackerränder gepflügt. Nach Ansicht des Betriebes ist für den Erfolg konservierender Bodenbearbeitung nicht eine erhöhte Aufwandmenge an Herbiziden entscheidend, sondern vielmehr ein richtiger Applikationstermin.
Durchwuchs tritt bei Wintergerste nach Winterweizen und bei Winterraps nach Wintergerste auf. Da die Wintergerste als Futtergetreide genutzt wird, ist der Durchwuchs aus Sicht des Betriebes eher unproblematisch. Beim Anbau von Winterraps treten dagegen massive Probleme mit Durchwuchsgetreide auf. Ein Grund hierfür ist, dass für die Tierhaltung das Stroh der Vorfrucht benötigt wird. Durch die Abfuhr des Strohs kommt es zu einer zeitlich verögerten Stoppelbearbeitung, so dass sich die ohnenhin nur geringe Zeitspanne zwischen Stoppelbearbeitung und Aussaat, in der Ausfallgetreide und Unkräuter keimen können, zusätzlich verkürzt (siehe auch konservierend zu bestimmten Fruchtarten Winterraps).
Schaderreger und Pflanzenkrankheiten
Schnecken sind auf den Ackerflächen des Betriebes ein generelles Problem, d.h. auch bei Pflugeinsatz. Zur Bekämpfung werden die Flächen bei trockenen Bedingungen gewalzt (mit Camebridge-Walze von Väderstad) und ein feines Saatbett bereitet. Außerdem wird Scheckenkorn partiell und auf den Rändern gestreut.
Mäuse wandern z. T. von den Straßenrändern her ein. Eine spezielle Bekämpfung wird bisher jedoch nicht durchgeführt.
Der Maiszünsler führte bisher zu keinen Schäden. Um auch künftig Schäden infolge von Maiszünslerbefall zu vermeiden, wird auf eine möglichst flache Maisernte geachtet, so dass sich die Raupen evtl. noch im geernteten Stängelmaterial befinden.
Selbst in »typischen Jahren« gab es nur geringe Probleme mit Ährenfursariosen. Dies wird auf folgende Maßnahmen zurückgeführt: Beim Maisanbau werden Sorten ausgewählt, die länger grün bleiben. Nach der Maisernte werden rottefördernde Maßnahmen durchgeführt (Maisstoppel wird gründlich mit einer Scheibenegge bearbeitet). Bei der Weizenaussaat wird auf gering anfällige Sorten geachtet.
Strohmanagement
Mit dem betriebseigenen Mähdrescher (Claas-Lexion 480) wird eine gute Verteilung des Häckselgutes erreicht, so dass keine Probleme bei der Aussaat der Folgefrucht auftreten.