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Demonstrationsanbau regionaler Knoblauchsorten

 

Praxistipp...

  • Bio Knoblauchpflanzgut deutscher Herkunft ist knapp und schwer zu bekommen. Für einen erfolgreichen Anbau empfiehlt sich enge Zusammenarbeit mit einem Vermehrer oder eigene Vermehrung.
  • Virosen sind üblich und man sollte insbesondere bei eigener Vermehrung im speziellen auf deren Symptome achten.
  • Standardsorten sind Ljubasha, Germidour.
     
 

Versuchsfragen

  1. Welche Sorten eignen sich / eignen sich nicht für den Anbau im Boden-Klima-Raum 108?
  2. Wie unterscheiden sich die Qualitätseigenschaften der im Vergleich angebauten Sorten?
  3. Wie resistent gegen Pflanzenkrankheiten sind die Sorten im Vergleich untereinander?
  4. Welchen Sortengruppen gehören die eingesetzten Sorten an?

Hintergrund

Die solidarische Landwirtschaft deinHof e.V. produziert für ihre Mitglieder ein umfangreiches Sortiment verschiedener Gemüsearten und einiger Sorten. Im Knoblauch hat sich durch Liebhaberei und ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Prospecierara ein großer Sortenpool an regionalen Sorten entwickelt, welche über die letzten Jahre am Standort erhalten, bzw. vermehrt wurden. In unserem gemeinsamen Projekt sollen diese alten Sorten im Vergleichsanbau mit weiteren Sorten aus anderen Herkünften überprüft werden.

Die Versuchsanlage erfolgte praxisnah, da diese Flächen in die Arbeitsmaßnahmen der Ertragsfläche einbezogen werden müssen. Der Versuch hat somit eher Demonstrationscharakter, in 2023 ohne Wiederholungen. Zur Versuchsanlage 2024 wurden die neu eingebrachten Sorten nach Möglichkeit bzw. vorhandenem Pflanzgut vierfach wiederholt. Die verwendeten Sorten/ Genetiken sind ebenfalls der Tabelle zu entnehmen.

Der Betrieb wirtschaftet auf Beeten in 5m Breite und 100m Länge. 25cm Reihenabstand; 12,5cm in der Reihe = 40 Pflanzen/m² gesteckt. Parzellenlänge 5m, Herbstpflanzung per Hand, 15 cm Mulchdecke direkt nach der Pflanzung ausgebracht.

Beetanalage Knoblauchversuch deinHof © F. Meyer

Bonitur der betriebseigenen Sorten 2023

Projektbeginn war im Frühjahr 2023. Dadurch war das Beet bereits angelegt und es wurden vorerst ausschließlich die betriebseigenen Sorten bonitiert.

Zur zweiten Bonitur in KW 19 war ein bisher ungeklärter Drehwuchs bei den Sorten Thüringer (60%); Mammel (50%); Erfurt (30%); Ljubasha (20%); Pasewalk (10%), Leitzkau (10%) zu beobachten. Diese drehwüchsigen Pflanzen waren zumeist sehr klein. Denkbar ist natürlich eine Virusinfektion ebenso jedoch auch eine Wuchsbeeinträchtigung durch die starke Mulchauflage.

Zur Erntebonitur am 05.07.2023 wurde ersichtlich, dass die Sorte Thüringer bei 10 von 13 geernteten Knollen unter ­»waxy breakdown« litt. Die genaue Ursache dieser Erkrankung scheint nach aktuellem Kenntnisstand noch ungeklärt. Die Zehen waren glasig und weich, wodurch diese Partie fast vollständig dem Kompost zugeführt werden musste.

Ermittlung und Ausgleich von Bodennährstoffdefiziten

Die Erträge im Jahr 2023 lagen weit unter dem Durchschnitt weshalb kurz vor der Pflanzung/ Versuchsanlage für das Jahr 2024 der Boden beprobt wurde. Die Fläche wurde vom Wirtschaftsweg aus begangen, in Vierteln wurden Mischproben angefertigt. Ab der Hälfte ist das Beet leicht abfallend und endet vor einer Senke. Die Messung belegt eine geringere Nährstoffversorgung im hinteren, der Senke näherem Bereich des Beetes.

Dieses Defizit wurde mit der Ausbringung von Florapell und Agenasol (auf Ziel homogen 90kg N/ha) im Versuchsbeet angepasst. Düngeziel waren 90kg N/ha homogen auf der gesamten Fläche. Bei dem Produkt Florapell ist die langsame Mineralisierung des Stickstoffes unbedingt in die Düngebedarfsberechnung einzubeziehen. Während der Standzeit von Knoblauch (140d) werden weniger als 40% mineralisiert und in den folgenden 120d nochmals 10%. Das Haarmehlpelletprodukt Agenasol eignet sich durch seine schnelle Umsetzung zumeist besser für die gezielte Bereitstellung der Stickstoffbedarfe von Gemüsekulturen, da diese zumeist am Anfang der Kulturperiode am höchsten und Standzeiten von Gemüse oft recht kurz sind.

Pflanzung des Versuchs

Nach verschiedenen Verzögerungen bei der Pflanzgutlieferung im Herbst wurde die Versuchsfläche mit den bereits vorhandenen und selbst vermehrten Sorten Knoblauch belegt.

Ein paar Wochen nach der Herbstpflanzung wurde das bestellte, Bioland zertifizierte Pflanzgut aus einem kleinen Vermehrungsbetrieb am 30.10.2023 geliefert. Dieses wurde bei ca. 18°C relativ stabiler Raumtemperatur gelagert (Empfehlung bis max. 20°C).

Das Knoblauchpflanzgut wurde in KW11 nachgesteckt. Die Sorte Garpek zeigte zu diesem Zeitpunkt bereits Keimblätter. Das Stecken per Hand funktionierte trotz dessen nahezu ohne Beschädigungen der Keimlinge. Die Bonitur in KW15 bestätigt mit 87% Feldaufgang die erfolgreiche Handpflanzung bereits gekeimter Zehen.

Feldaufgang und Pflanzenhöhe

Zur Bonitur der bereits im Herbst gesteckten, betriebseigenen Sorten in KW15 waren bereits erste Blattspitzen durch den Mulch gedrungen. Bei Anheben des Mulches wurde deutlich, dass alle Sorten bereits längere Keimblätter ausgebildet hatten aber teils Schwierigkeiten hatten den Mulch zu durchstoßen- »den Weg zu finden«. Bei den im Herbst gesteckten Sorten fiel bei der Bonitur des Feldaufgangs auf, dass diejenigen Sorten mit den höheren Zehengewichten bzw. größeren Zehen auch den besseren Feldaufgang hatten. Jedoch muss man dabei klar auf das Mulchanbausystem hinweisen. Diejenigen Sorten welche geringere Feldaufgänge hatten, haben u.U. nicht den Weg durch den Mulch gefunden bevor ihnen die Energie ausging. Darum sollte bei Normalanbau nicht prinzipiell davon ausgegangen werden, dass Sorten mit kleineren Zehen schlechtere Feldaufgänge haben.

Zur Bonitur in KW15 wurde die Pflanzenhöhe gemessen. In der folgenden Tabelle sind die absoluten Zahlenwerte in cm angegeben. Die Sorten Mammel und Thüringer wuchsen im Jahr 2024 deutlich höher, Erfurt niedriger als im Jahr 2023. Alle anderen Sorten befinden sich innerhalb einer normalen Schwankungsbreite.

 

Sorte 2023 2024 Differenz
Germidour 38 42 +4
Mammel 44 63 +19
Ljubasha 61 62 +1
Thüringer 24 38 +14
Radeberger 44 41 -3
Dresden 40 41 +1
Echo 38 40 +2
Pasewalk 35 33 -2
Leitzkau 43 44 +1
Erfurt 39 31 -8
Berlin 41 38 -3

Zum gleichen Boniturtermin wurde der Feldaufgang der in KW11 nachgesteckten (und bis dahin gelagerten!) Sorten ebenfalls aufgenommen. Da diese nur in einer Reihe gesteckt werden konnten, erfolgt die Darstellung etwas ungewöhnlich in % der gesteckten Zehen, nicht als Flächenangabe.

Sorte Feldaufgang
Sabagold 93%
GPS 80%
Inchelium Red 80%
Ulas Rosé 100%
Polish Softneck 87%
Roccambole 67%
MPS 44%
Garpek 87%

in Arbeit

Kontakt

Felix Meyer

Praxislabor Feldgemüse und Dauerkulturen

Telefon: +49 352 4263189-73

E-Mail: felix.meyer@smekul.sachsen.de

Webseite: Team Öko-Kompetenzzentrum

deinHof

Beentanlage Knoblauch 2024
© F. Meyer
Ort 01445 Radebeul
Öko seit 2021
Betriebsgröße 5 ha
Erwerbsform solidarische Landwirtschaft 
Schwerpunkt Gemüsebau, Vermehrung

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